Berlin. Deutschland unterstützt die Ukraine nun mit älteren Kampfpanzern: Leopard 1. Was hat der Oldie drauf? Wie setzt man ihn am besten ein?

Ein moderner Panzer ist der Leopard 1 nicht. Schließlich stammt er aus der Adenauer-Ära: Der erste Kampfpanzer, der im Nachkriegsdeutschland entwickelt wurde. Schon 2003 wurde er bei der Bundeswehr ausgemustert. Aber die Ukraine ordnet ihn in der Kategorie "Oldie but Goldie" ein. Sie will ihn und bekommt ihn auch, wie die Bundesregierung am Freitag entschieden hat.

Mit museumsreifen Waffen kennt sich Ralf Raths bestens aus. "Auch ein älterer Panzer ist, richtig eingesetzt, immer noch ein sehr machtvolles Instrument“, sagt Raths. Und er sollte es wissen – als Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster. Lesen Sie auch: Leopard-Lieferung: Warum jede "rote Linie" übertreten wird

Leopard 1: Geschützt veraltet, Panzerung unzureichend

Muss man ihn zum alten Eisen zählen? Was unterscheidet den Leo 1 vom modernen Leo 2, den die Ukraine auch erhält? Und wie können die alten Panzer ihr noch eine Hilfe sein?

Das Geschütz ist hoffnungslos veraltet und die Panzerung unzureichend. Im direkten Duell mit dem im Ukraine-Krieg von Russland eingesetzten T-Panzer hätte er das Nachsehen. Ein Schuss vom Leo 1 würde den T-Panzer wohl nicht durchschlagen. Auch interessant: Ukraine-Krieg: Feuertaufe für Putins Kampfroboter "Marker"?

Indes muss die Ukraine mit dem Leo 1 nicht in Panzerschlachten bestehen. In anderen Situationen kann er ihnen gleichwohl hilfreich sein: Er kann Infanteristen begleiten und ihnen Feuerschutz geben. Er kann hinter der Front eingesetzt werden, sodass man andere, modernere Panzer ins Gefecht schicken kann. Von der Panzerung her dürfte er nicht weniger Schutz bieten als der Schützenpanzer Marder, der auch in die Jahre gekommen ist.

Nach Medienberichten wollen Rheinmetall und die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) etwa 99 Leopard-1-Panzer aufbereiten, die übrigens von Kraus-Maffei Wegmann hergestellt werden. Rheinmetall steuert allerdings wesentliche Teile bei und verfügt auch selbst über 88 Leopard 1, wie Rheinmetall-Chef Armin Papperger neulich dem "Stern" sagte. Im "Handelsblatt" erklärte er, "Rheinmetall" könne noch in diesem Jahr 20 Leopard 1 fertigstellen und liefern. Es gebe aber Probleme mit der Munitionsbeschaffung, berichtete derweil die "Süddeutsche Zeitung". Mehr zum Thema: Nach der Leopard-Zusage: Ist Deutschland nun Kriegspartei?

Leopard 1: Griechen und Türken dürften noch Hunderte Exemplare haben

Insgesamt wurden zwischen 1964 und 1984 rund 4700 Exemplare gebaut und im Laufe der Jahrzehnte immer wieder nachgerüstet und neu konfiguriert; insbesondere was Feuerkraft und Schutz betrifft. Schnell und beweglich war er schon immer, das ist ein Gütezeichen generell des Leopard.

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Der Leo 1 wurde in 13 Staaten auf fünf Kontinenten eingesetzt. Über mehrere Hunderte dieser Kampfpanzer verfügen vor allem Griechenland und die Türkei. Ab 1978 wurde er langsam vom Leo 2 abgelöst, der eine ungleich größere Kampfkraft hat; besser geschützt und bewaffnet ist. Die Bundeswehr hatte mal über 2.000 Leo 2, heute sind es etwas über 300. Das könnte Sie auch interessieren: Leopard: Warum der Panzer mehrere Millionen Euro kostet

Die Ukraine bekommt beide Leo 1 und Leo 2, und in Kiew gilt wohl die Devise: besser ein älterer als gar kein Panter. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der die Nachricht von der Leo-1-Freigabe durch das Bundeskabinett am Rande des EU-Ukraine-Gipfels gehört hat, dürfte zufrieden sein. Details über Anzahl und Lieferzeitpunkt ließ die Regierung offen; die Instandsetzung dürfte noch viel Zeit beanspruchen.

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