Hainchen. Das Unternehmen im Saale-Holzland peilt einen stabilen Umsatz an und will die alte Leimfabrik weiter sanieren

Hohen Energiepreisen, schwächelnden Absatzmärkten und einer überbordenen Bürokratie zum Trotz setzt die seit 1993 im Schkölener Ortsteil Hainchen ansässige Nestro Lufttechnik in diesem Jahr weiter auf einen stabilen Umsatz. „Wir haben hohe Auftragseingänge“, erklärte Nestro-Geschäftsführer Robert Nettelnstroh am Rande eines Besuches von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

35 Millionen Euro im Blick

So rechnet der Spezialist von Produkten und Systemen für die Absaug- und Filtertechnik sowie die nachgeschaltete Heiztechnik in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 35 Millionen Euro, was dem Vorjahresergebnis entsprechen würde. 163 Mitarbeiter, davon 65 in der Fertigung, sind im Werk in Hainchen beschäftigt, wöchentlich werden rund 40 Tonnen Material zu hochkomplexen Systemen verarbeitet. Hauptabsatzmärkte für Nestro sind Deutschland, Österreich und die Schweiz, weltweit wurden bislang aber Anlagen in über 80 Länder exportiert.

Dank eines 2020 für rund 1,6 Millionen Euro angeschafften Stanz-, Scher- und Biegeautomaten konnte Nestro spürbare Einsparungen im Bereich der Produktion erzielen. So versetzte der Automat Nestro in die Lage, Bleche mit einer Länge von bis zu bearbeiten und Zuschnitte von einer Länge bis zu drei Meter flexibel zu biegen. Mit der Anlage könne man ein höheres Volumen in kürzerer Zeit fertigen, klärte Nettelnstroth den Ministerpräsidenten auf.

Für Ramelow, der auf Einladung des im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Firmengründers Paulus Nettelnstroth nach Schkölen gekommen war, ist Nestro ein weiteres Zeugnis, dass die Thüringer Wirtschaft viel stärker und robuster aufgestellt ist, als dies in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Hidden Champions der Wirtschaft - also große Unternehmen, die in Ihrer Branche Weltmarktführer, aber in der Bevölkerung relativ unbekannt sind - finde man in Thüringen meist im ländlichen Raum, betonte Ramelow.

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Dass Nestro sich erfolgreich gegen den Trend einer schwächelnden Wirtschaft stellt, dies könnte indes auch daran liegen, dass das Unternehmen seine Energieversorgung bereits vor Jahren umgestellt hat. „Wir sind weitgehend autark“, betonte der Nestro-Geschäftsführer und verwies auf das eigene Stroh-Heizkraftwerk und eine Photovoltaikanlage, die mehr Strom produziert, als man im Werk verbraucht. „Der Jahresverbrauch bei Nestro liegt bei 477.000 Kilowattstunden“, ergänzte Betriebsleiter Jörg Schäfer.

Alte Leimfabrik wird saniert

Die Familie Nettelnstroth, die neben dem Schkölener Werk auch andere Betriebsstätten in Deutschland, Polen und Ungarn führt, hat aber auch Wachstum außerhalb der Produktionsstätten im Blick. So erwarb Paulus Nettelnstroth 1998 das alte Dichtungswerk nebst einer Villa und der alten Leimfabrik. Im Dichtungswerk und der Villa entstanden Wohnungen, seit längerer Zeit ist man an der Sanierung der alten Leimfabrik. Unter anderem ließ Paulus Nettelnstroth für 260.000 Euro die meterhohen Müllberge, die im dem 1902 errichteten Werk lagerten, entsorgen. 300.000 Euro wurden in die Sicherung und erste Nachnutzungen des Gebäudes investiert.

So befinden sich die Kellerräume der Wohnungen in dem Objekt, dazu kommen im Erdgeschoss Pferdeställe. Vollständig genutzt ist das dreistöckige Gebäude damit aber nicht. So wollen die Nettelnstroths in den kommenden Monaten eine Eventgastronomie in dem historischen Gebäude etablieren und Nachnutzungspläne für die oberen Räume erarbeiten. Paulus Nettelnstroth bezifferte das finanzielle Engagement auf mindestens 1,5 Millionen Euro in den kommenden ein bis zwei Jahren.