Eisenberg. Saale-Holzland: Der Bedarf an Arbeitskräften steigt und steigt. Wie der Landkreis gegen den wirtschaftlichen Kollaps ankämpfen will.

In früheren Jahren sei es mitunter schwierig gewesen, Schüler für den Besuch der Jobmessen im Landkreis zu motivieren. Dieses Jahr zeichne sich eine Rekordteilnahme ab. Michael Kieslich, Bürgermeister der Gastgeberstadt Eisenberg, findet das sehr erfreulich. Will doch die gemeinsame Wirtschaftsförderung der Stadt und des Saale-Holzland-Kreises am 8. März in der Stadthalle gegen den Azubimangel von heute und noch größeren Fachkräftemangel von morgen ankämpfen.

„Die regionale Wirtschaft sucht händeringend nach jungem Nachwuchs“, weiß Kieslich aus zahlreichen Gesprächen. Ungebrochen hoch sei deshalb das Interesse der Jobanbieter an der Messe. Der Bürgermeister verweist auf eine Warteliste und Anfragen aus umliegenden Bundesländern. Zahlen und Fakten rund um die Jobmesse in Eisenberg:

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Zum 16. Mal stellen Unternehmen, Schulen und Institutionen Ausbildungsmöglichkeiten, Studiengänge und Praktika vor. Landratsamt, Stadt, Jobcenter und Bundesagentur für Arbeit Ostthüringen zeichnen sich für die Messe mit großer Bandbreite – vom sozialen Bereich über Handwerk, Blaulichtberufe bis zu Technik – verantwortlich.

50 Aussteller werden am 8. März von 10 bis 16 Uhr als Ansprechpartner für die Schülerschaft der achten bis zehnten Klassenstufe zur Verfügung stehen. Auf der Warteliste hoffen etwa 20 Unternehmen auf eine kurzfristige Chance. Vor der Eisenberger Stadthalle präsentiert sich das Karrierecenter der Bundeswehr mit einem Fahrzeug der Patenschaftskompanie.

Im Angebot sind mehr als 100 Berufe, darunter neue Ausbildungsrichtungen. Zunehmend interessant werden robotergestützte Arbeitsplätze, Mikro- sowie Biotechnologie. Das Berufsbild Kfz-Mechatronik wird um die Elektrosparte erweitert und daher vielseitiger.

Interaktion soll Messe beleben

Mitmachangebote und anschauliche Berufsvorstellung durch die Kreishandwerkerschaft sollen Flyer und Theoretisches ergänzen. Ziel der Messe ist laut Stefan Scholz, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Ostthüringen, Arbeitgeber und potenzielle Arbeitnehmer per Erstkontakt zusammenzubringen. „Das könnte den Weg für ein späteres Praktikum ebnen.“

Mehr als 550 Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Landkreis werden zur Jobmesse erwartet. Den Bustransfer finanziert der Landkreis. Zum ersten Mal dabei ist die Freie Schule Milda, für die ein extra Transfer eingerichtet werden soll. Die Messe werde mit Lehrern entsprechend vor- und nachbereitet, sagt Michael Kieslich und erklärt damit die Rekordteilnahme vonseiten der Schulen. „Die Schüler sollen nicht nur durch die Stadthalle laufen, sondern aktiv Kontakt zu Unternehmen suchen.“

In den kommenden Jahren geht eine große Generation in den Ruhestand, weiß Vize-Landrat Johann Waschnewski. Nach 1990 sei die Zahl der Nachrücker auf den Arbeitsmarkt schon bedeutend kleiner gewesen als vorher. Die gesamte Wirtschaft stehe im Wettbewerb um Fachkräfte von heute und morgen. „Wenn ich in Schulen frage, wo die Schüler später leben wollen, spricht sich die Mehrheit für ihre Heimat aus.“ Kontakte auf der Jobmesse könnten Hürden überwinden und den Einstieg ins Berufsleben erleichtern.

Bedarf an Azubis wird weiter steigen

Die wirtschaftliche Prognose ist durchwachsen, der Arbeitsmarkt erlebt schwierige Monate und die Arbeitslosenzahlen steigen. So umreißt Stefan Scholz die aktuelle Lage. „Das alles hat auf den Ausbildungsmarkt keinerlei Auswirkung. Die Zahl der Ausbildungsstellen wird weiter steigen.“ Demografie treffe die Region mit voller Wucht. „Deshalb müssen wir die Menschen hier halten und junge Leute in Ausbildung bringen.“ Auch Menschen mit Migrationshintergrund sollten ins System integriert werden, wünscht sich der Vertreter der Arbeitsagentur.

Die Messe will Anreize bieten. „Wir wollen keine Hartz4-Biografien fortschreiben oder gar festigen“, erklärt Diana Karadzhova-Beyer, Geschäftsführerin des Jobcenters im Saale-Holzland-Kreis. „Deshalb nehmen wir die Schüler an die Hand und zeigen ihnen die reale und regionale Berufswelt.“

Auch Interessenten außerhalb der Schulen sind bei freiem Eintritt zur Messe herzlich eingeladen.

Mehr Informationen: www.stadt-eisenberg.de

Weiterer Termin: Messe „Arbeiten im Saale-Holzland-Kreis“ am 13. April, Stadthaus Hermsdorf. Sie richtet sich sowohl an Jugendliche als auch Rückkehrer, Fortbildungswillige und Berufstätige, die sich beruflich umorientieren möchten.