Saale-Holzland. Die Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenberg soll erweitert werden. Wann, wie und um wie viele Plätze, darüber ist zur Einwohnerversammlung am 19. März in der Stadthalle informiert worden (Teil I)

  • Warum Matthias Burghardt, Referatsleiter Landesbau im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, nicht von „Containern“, sondern von Modulen spricht.
  • Drei Gebäude aus Wohnmodulen sollen auf bisherigen Freiflächen in der EAE in Eisenberg aufgestellt werden.
  • Baubeginn ist im April. Fertigstellung und Einzug sind voraussichtlich für August oder September geplant.

Um die Einwohner von Eisenberg über die Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in der Jenaer Straße 49 zu informieren, hatte Eisenbergs Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) am Dienstag, 16.30 Uhr in die Stadthalle der Kreisstadt eingeladen.

16.42 Uhr ergriff er das Mikrofon, um die etwa 100 Bürger im Saal darüber zu informieren, dass Vertreter des Thüringer Landesverwaltungsamtes trotz schriftlicher Zusage kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt hatten. Gelächter und Pfui-Rufe ertönten dafür von Bürgern.

Veranstaltung begann mit Verspätung und Absage von Vertretern des Landesverwaltungsamtes

Michael Kieslich verkündete zudem, dass sich die Vertreter des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales verspäten würden. Man gehe davon aus, dass die Veranstaltung 17 Uhr beginnen könne, ob mit oder ohne Beteiligung des Innenministeriums. Sie startete ohne um 17.02 Uhr.

Der Bürgermeister betonte zunächst, dass es auch in seiner Verantwortung liege, frühzeitig über das Vorhaben in der Erstaufnahmeeinrichtung zu informieren. Dann stellte er Matthias Burghardt vor, den Referatsleiter Landesbau im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, sowie die Mitarbeiter seiner Verwaltung, Frank Herzig, Bauamtsleiter, und Thomas Haase, Vorsitzender im Bauausschuss. Auch wenn zunächst Matthias Burghardt das Mikrofon ergreifen und über die Daten und Fakten rund um die Erweiterung informieren sollte, bat Kieslich die Einwohner und Gäste gleich zu Beginn um einen sachlichen Dialog. „Es ist auch ein Team von MDR aktuell mit vor Ort“, ergänzte er.

Ich vermeide das Wort Container, weil die Module eine ganz andere bauliche Qualität haben. Sie sind maßgefertigt und feuerverzinkt.
Matthias Burghardt - Referatsleiter Landesbau im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr

Ziel der Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenberg sei nicht mehr eine kurzfristige Nachsteuerung, sondern eine Antwort auf die aktuellen Kapazitätsbedarfe zu liefern, die mittelfristig Bestand hat, sagte Matthias Burghardt. Anhand eines Lageplans zeigte er, an welchen drei Plätzen auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung Freiflächen überbaut werden sollen. Statt von Containern sprach Burghardt von Modulen. „Ich vermeide das Wort Container, weil die Module eine ganz andere bauliche Qualität haben. Sie sind maßgefertigt und feuerverzinkt“, sagte er. Insgesamt seien 114 Wohnmodule geplant, dazu kämen Module für Flure, Treppenräume, Sanitärräume und Duschen. Ein Modul sei etwa 6 x 3 Meter groß und habe demnach eine Wohnfläche von 18 Quadratmetern.

Saale-Holzland: Ein längeres und zwei kürzere Gebäude werden auf Freiflächen aufgestellt

Ein längeres Gebäude und zwei baugleiche kürzere Gebäude, bestehend aus ebenjenen Modulen, sollen auf dem Gelände platziert werden. Das eine Gebäude sei 36 Meter lang und 14,50 Meter tief, die zwei kürzeren seien jeweils 21 Meter lang und ebenfalls 14,50 Meter tief. Die Gebäude seien dreigeschossig geplant, das sei die wirtschaftlichste und städtebaulich sinnvollste Variante, sagte Burghardt.

Im langen Gebäude sei Platz für 108 Personen, in den zwei kürzeren könnten jeweils 60 Menschen unterkommen. „Es können dann also bei einer Zweierbelegung im Wohnmodul zusätzlich 228 Personen untergebracht werden. Bei einer Dreierbelegung entsprechend mehr Menschen.“ Wie Matthias Burghardt informierte, werden aktuell Sanierungsarbeiten im westlichen Bereich des bestehenden Hauses in der Erstaufnahmeeinrichtung durchgeführt. Dadurch könnten weitere 44 Plätze geschaffen werden. Gibt es aktuell 132 Plätze, sind es nach der Sanierung insgesamt 176.

Saale-Holzland: In Spitzenzeiten sei die Unterbringung von bis zu 500 Menschen in Eisenberg möglich

Die maximale Auslastung der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenberg liege bei etwa 400 Plätzen. In Spitzenzeiten seien bis zu 500 möglich. „Das wird aber nicht angestrebt“, betonte Burghardt.

Während er über erstellte Farbkonzepte für die drei neuen Gebäude sprach und wissen ließ, dass Farben gewählt wurden, welche die Bauten nicht „allzu stark“ in den Fokus rücken werden, äußerte eine Bürgerin ihren Unmut. „Du denkst, du bist im falschen Film hier. Sinnlos ist das. Das ist Missachtung der Bürger der Stadt, was hier stattfindet“, sagte sie. Burghardt sprach über gefällte Bäume, die Bürgerin wollte wissen, wen das interessiere. Die, die sie in die Pflicht nehmen könnten, sind nicht da, hieß es aus dem Publikum.

Von links: Frank Hüttemann, Abteilungsleiter für Kommunale Angelegenheiten im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, Thomas Haase, Vorsitzender im Eisenberger Bauausschuss, Bürgermeister Michael Kieslich, Eisenbergs Bauamtsleiter Frank Herzig und Matthias Burghardt, Referatsleiter Landesbau im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr.
Von links: Frank Hüttemann, Abteilungsleiter für Kommunale Angelegenheiten im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, Thomas Haase, Vorsitzender im Eisenberger Bauausschuss, Bürgermeister Michael Kieslich, Eisenbergs Bauamtsleiter Frank Herzig und Matthias Burghardt, Referatsleiter Landesbau im Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr. © OTZ | Ute Flamich

Burghardt verwies darauf, dass er und das Landesamt für Bau und Verkehr nur für die Baulichkeit der EAE zuständig sind und nicht für die Betreibung der Einrichtung.

Geplanter Baubeginn ist im April, fertiggestellt sein soll und bezogen werden könnten die Wohnmodule voraussichtlich im August oder September dieses Jahres.

Saale-Holzland: Die Eisenberger Erstaufnahmeeinrichtung ist Teil einer neuen Landesstrategie zur Unterbringung von Flüchtlingen

Mittlerweile hatte Bürgermeister Michael Kieslich wieder das Wort als 17.20 Uhr Frank Hüttemann, Abteilungsleiter für Kommunale Angelegenheiten im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, die Stadthalle betrat.

Bevor die Einwohner ihre Fragen stellen konnten, sagte er ein paar allgemeine Worte zur Flüchtlingssituation. So habe es seit 2022 einen erheblichen Zugang an Flüchtlingen gegeben, sagte Hüttemann. Man müsse jedoch unterscheiden zwischen ukrainischen Flüchtlingen – die Zahlen des Zugangs seien derzeit moderat, was sich aber ändern könne – und einer erheblichen Zuwanderung von Menschen, die in Deutschland Asyl suchen und aus „aller Herren Länder“ kommen und beispielsweise zur Überfüllung der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl geführt habe.

Ein Bürger (rechts im Bild) stellt zur Einwohnerversammlung in der Stadthalle in Eisenberg seine Fragen.
Ein Bürger (rechts im Bild) stellt zur Einwohnerversammlung in der Stadthalle in Eisenberg seine Fragen. © OTZ | Ute Flamich

Hüttemann betonte, dass jedes Bundesland dazu verpflichtete ist, einen bestimmten Prozentanteil der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, aufzunehmen. Der Anteil richte sich nach der Gesamtbevölkerung des jeweiligen Bundeslandes. „Für Thüringen sind es 2,6 Prozent. Im vergangenen Jahr mussten in Thüringen 8100 Flüchtlinge untergebracht werden“, sagte Frank Hüttemann.

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Weil „der Abfluss“ nicht so hoch ist, wie man sich das wünscht, verlängere sich der Aufenthalt in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Durchschnittlich müssten die Menschen derzeit etwa drei Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen in Thüringen verbringen, bevor sie weiterreisen können. In Ausnahmefällen, wie zum Beispiel in Hermsdorf, sei die Aufenthaltsdauer auch länger.

Die Eisenberger Erstaufnahmeeinrichtung jedenfalls sei, als bestehendes Landeseigentum, künftig Teil einer neuen Landesstrategie zur Unterbringung von Flüchtlingen. Mit Blick auf die Zukunft müsse man weg von Zwischenlösungen und hin zu längerfristigen Lösungen. Frank Hüttemann prognostizierte: 2024 könnte es eine mögliche Höchstzahl an Flüchtlingen geben, die aufgenommen werden müssen.