Leutenberg. Ein Sonderheft eines Outdoormagazins lenkt den Blick auf Orte von Ruhe und Langsamkeit in Saalfeld-Rudolstadt.

Ob Rennsteiglauf, Burgenfahrt oder Osterspaziergang: Meistens ist das Erlebnis-Image Thüringens mit mehr oder weniger sportlicher und zielgerichteter Aktivität verbunden. Doch Erholung geht auch anders – per Entschleunigung von Körper und Geist. Sich treiben lassen, schlendern, dösen, meditieren, in Stille ruhen. Die positive Kraft der Natur erfahren, um den Akku aufzuladen. Der „Entschleunigung in Thüringen“ widmet sich ein soeben erschienenes Sonderheft des Magazins „Outdoorwelten“ – und Autor und Profiwanderer Thorsten Hoyer findet dafür erstaunlich viele Möglichkeiten in der Region zwischen Saale und Schwarza.

Wenn das Gefühl für die Zeit versiegt

Natürlich dürfen die Feengrotten nicht fehlen, wobei der übliche Rundgang eher knapp beschrieben wird. Hoyer zieht es in den Heilstollen, wo er sich von Betreuerin Vera Scheiber dessen Besonderheiten erklären lässt: Permanent acht bis zehn Grad Temperatur, 98 Prozent Luftfeuchtigkeit, kein Staub, keine Pollen – und Stille. „Ich konzentriere mich auf meine Atmung und nehme meinen eigenen Herzschlag wahr. Erst langsam wird mir bewusst, dass es nicht nur ruhig ist – es ist still. Der Fluss an Gedanken wird langsamer und versiegt ebenso wie mein Gefühl für die Zeit. Unbewusst habe ich aufgehört den Lichtschein zu fixieren, meine Atmung zu kontrollieren, ich bin eins geworden mit der Stille um mich herum“, schreibt Hoyer.

Müßiggang beim Dahintreiben auf der Saale

Ähnlich elegisch fällt die Schilderung seiner Paddeltour auf der Saale aus: „Am blauen Himmel über mir geben sich weiße Schäfchenwolken dem Müßiggang hin und ich nehme grüne Baumkronen wahr, in denen sich zahlreiche Vögel zum nachmittäglichen Konzert versammelt haben. Welch ein Genuss! Das ruhige Dahin-Dümpeln lässt mich Tagträumen und ich muss aufpassen, wenigstens hin und wieder den Kurs zu überprüfen.“ Wer schon mal mit einem aufblasbaren Kajak ab Kaulsdorf den Fluss befahren hat, der weiß allerdings auch von heftigen Stromschnellen bei Fischersdorf, unbefahrbaren Wehren sowie Flachstellen mit schmerzhafter Auswirkung aufs Gesäß.

Aber es geht ja ums Positive, ums Entspannende. Davon findet Hoyer in der Region eine Menge: Fernwandern durch Thüringens Kräutergarten rund ums Schwarzatal, Dahintreiben per Solar-Hausboot auf dem Hohenwarte-Stausee, zur Ruhe kommen im Heilstollen der Morassina in Schmiedefeld oder Genusswandern auf den Spuren starker Frauen von Erfurt bis Paulinzella. Für Einheimische sind das kaum Überraschungen. Aber doch eine Anregung, das Vertraute einmal anders zu interpretieren.