Berlin. Verbraucher sollen die Haltung von Schweinen an einem staatlichen Kennzeichen beim Kauf erkennen. Was Tierschützer daran kritisieren.

Wer frisches Schweinefleisch aus Deutschland kauft, soll vom nächsten Sommer an auf der Packung erkennen können, unter welchen Bedingungen das Tier aufgewachsen ist. Auf einem staatlichen Tierschutzlabel soll anhand von fünf Stufen angegeben werden, ob das Tier im Stall, im Stall mit Platz, Frischluftstall, im Freiland oder unter Bio-Konditionen gelebt hat.

Einem entsprechenden Gesetzentwurf für eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat am Mittwoch das Bundeskabinett zugestimmt. Nun muss der Entwurf noch vom Bundestag und Bundesrat genehmigt werden. Lesen Sie auch: Wie durch Fleischverzicht die Klimaziele erreicht werden

„Mit der Haltungskennzeichnung gibt es bald endlich eine echte und verlässliche Wahl für mehr Tierwohl – an der Frischetheke, am Kühlregal oder im Online Handel“, sagte Agrarminister Cem Özdemir (Grüne). Die verpflichtende Kennzeichnung sei ein „erster wichtiger Schritt“, um beim Umbau zu einer zukunftsfesten Tierhaltung zu kommen. Einer Tierhaltung, die dem Tierschutz und Klimaschutz gerecht werde, so der Minister.

Schweinefleisch: Tierschützer kritisieren neues Kennzeichen

Doch der Vorstoß geht Tierschützern nicht weit genug. Der Deutsche Tierschutzbund bezeichnete den Entwurf als „Enttäuschung“. Die Kriterien seien zu schwach und entscheidende Bereiche wie Transport und Schlachtung blieben unangetastet. Zudem beziehe sich bisher alles nur auf die Haltung von Schweinen, kritisierte der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder. „Ob und wenn ja in welchem Zeitraum andere Tierarten berücksichtigt werden sollen, ist unklar.“ Auch interessant: Tierwohl: Was das Siegel zur Haltungsform bedeutet

Zudem fehle durch beschönigende Bezeichnungen die notwendige Transparenz. „Die Haltungsform „Stall“ etwa suggeriert Bauernhofidylle, bedeutet für Schweine jedoch ein Leben auf Spaltenböden in engen, unstrukturierten Produktionsstätten – mit künstlichem Licht und Luftzufuhr“, so Schröder. Das Label sei deshalb ein „Etikettenschwindel“.

Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. setzen bereits auf bessere Tierhaltung

Der Bauernverband begrüßte grundsätzlich das geplante Gesetz, kritisierte aber „Schwachstellen und Lücken“ in der Ausgestaltung. So sei die Sauenhaltung nicht berücksichtigt und betäubungslos kastrierte Ferkel könnten „weiter aus dem Ausland in den heimischen Markt importiert werden und würden dennoch das Tierwohllabel erhalten“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Er warnte zudem vor „noch mehr unnützer Bürokratie für unsere Betriebe“.

Tatsächlich gilt das staatliche Label nur für frisches Schweinefleisch aus Deutschland und nicht für importierte Waren. Aktuell gibt es bereits freiwillige Tierwohlkennzeichnungen von Erzeugern und dem Lebensmittelhandel wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.