Rudolstadt. Kein Platz blieb leer bei der Lesung mit Musik über Gerhard Gundermann am Dienstagabend in der Stadtbibliothek Rudolstadt. Das von Andreas Leusink herausgegebene Buch enthält viele bisher unveröffentlichte Texte und Fotos, Briefe und Erinnerungen, Dokumente und Interviews von Gundermann.

Zugleich vermittelt es Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Andreas Dresens Spielfilm „Gundermann“, der im August in die Kinos gekommen ist, jetzt den Deutschen Filmpreis abräumte und noch einmal neu auf ein verschwundenes Land blickt. Gundermann, der Baggerfahrer, der Lieder schreibt. Der Poet ist, manchmal Clown und ein Idealist. Der träumt und hofft und liebt und kämpft. Ein Spitzel, der bespitzelt wird. Ein Weltverbesserer, der es nicht besser weiß. Ein Zerrissener. Es ist längst noch nicht alles gesagt über diesen außergewöhnlichen Mann und darum reden die Gäste in der Bibliothek weiter über ihn und lauschen seiner Musik. Andreas vom Rothenbarth aus Schwerstedt, eigentlich sonst in der Rolle des Märchenerzählers für den Nachwuchs unterwegs, hat die Moderation übernommen. Stephan und Mario von den Fuchstal-Chaoten steuerten an diesem Abend gitarrenbegleitete Gundermann-Lieder bei. Musik und Lyrik von ihm hält nach wie vor in Atem. Das Besondere: Jeder Akteur hat irgendwie eine persönliche Geschichte mit Gundermann. Das Buch ist also eine Biographie, sagte Leusink. „Ganz und gar unvollständig“, zitierte er aus dem Vorwort. Die Motivation scheint für alle Mitwirkenden gleich: Die Widersprüchlichkeit der Person Gundermann sowie einen differenzierteren Blick auf die DDR geben. „An Gundermann sehen wir, dass jemand in der SED sein konnte und gegen das System war“, sagt Leusink. Was wäre Gundermann heute, würde er noch leben: Musiker? Baggerfahrer? Politiker? Vielleicht alles. (red)