Jena. Liederbarde beschert Entschleunigung mit Charlie Cunningham in der Kulturarena.

Mitunter spiegelt sich die Essenz eines Konzertes in einem einzigen Bild wider – so auch beim britischen Liedermacher Charlie Cunningham am Mittwoch in der Kulturarena in Jena. Ein junger Vater lauschte am Rande, schob dabei stoisch den Kinderwagen vor und zurück, damit der Nachwuchs besser dösen würde. Doch klassischer Fall von „Denkste“, denn der Filius wollte partout nicht schlafen, machte aber auch keinen Terz.

So ähnlich kann man dann wohl auch den Gemütszustand der durch und durch begeisterten 1300 Besucher an diesem eher herbstlichen Abend beschreiben. Denn irgendwie dämmerte ein Großteil bei den zarten Klängen des Barden geradezu tiefenentspannt vor sich hin. Hie und da wurde auch getanzt, natürlich mit geschlossenen Augen. Kurzum: Alle musikalischen Zeichen standen auf Entschleunigung. Nein, die Handbremse wurde nicht ein einziges Mal seitens Cunningham und seiner Mitstreiter gelöst, was letztlich auch nicht weiter tragisch war, denn etwas anderes hatte wohl auch niemand erwartet. Der wildeste Moment an diesem Abend war wohl jener, bei dem der Sänger, der die Kunst des Flamenco-Gitarrenspiels einst in Sevilla erlernte, etwas Bier zwischen seinen Zugaben verschüttete. Ansonsten Einheitstempo.

Musikalischer Gegenentwurf zum hektischen Alltag

Die Melange aus Cunninghams klarer und warmer Stimme, spanischen Gitarrenklängen, einem nur rudimentär vorhandenen Schlagzeug sowie fernwehbeschwörenden Trompetenklängen bildete mehr oder weniger das musikalische Fundament all seiner dargebotenen Songs. Dergleichen galt auch für den wohl bekanntesten namens „Minimum“, den er zum Finale kredenzte. Alles solide, bewährt, einfühlsam und auch virtuos, aber auf Dauer auch reichlich unspektakulär, da sich alles eben nur in besagten minimalistischen Grenzen bewegte.

Nichtsdestotrotz, die Zuschauer waren begeistert, sodass man sich am Ende die Frage stellen kann, warum dergleichen auf so große Resonanz stößt. Mighty Oaks aus Berlin, die sich vergangenes Jahr in Jena die Ehre gaben, beschworen ebenfalls jene ruhigen, zum gediegenen Mitwippen einladenden Klänge. Womöglich fungieren sie ja als musikalischer Gegenentwurf zum hektischen Alltag und zur generellen Schnelllebigkeit, als eine Art von Ruhepol, den die Aura des Hausgemachten oder gar Originären umgibt. Cunninghams Sound habe etwas Beruhigendes, etwas Meditatives, sagten die einen, während so manch anderer darauf verwies, dass vieles irgendwie an Coldplay erinnere. „Yellow“ und so ...