Erfurt. In Vergleich zu den vergangenen Hitzejahren ist der Sommer bislang recht mild und nass – doch für den Wald nicht nass genug. Forstleute sehen eine dramatische Entwicklung und reagieren.

Der Thüringer Forst erwartet in diesem Jahr noch deutlich mehr Borkenkäferschäden als im vergangenen Jahr – als der Befall vor allem von Fichten mit diesem Schädling bereits massiv war. „Der Borkenkäfer hat leider wieder einen perfekten Saisonstart 2020 hinlegen können“, sagte der Sprecher des Thüringer Forsts, Horst Sproßmann, der Deutschen Presse-Agentur. Der Schädling habe sich in den vergangenen Monaten stark vermehrt.

Im ersten Halbjahr 2020 seien bereits mehr stehende Bäume in Thüringen vom Borkenkäfern befallen worden als im ersten Halbjahr 2019 – und die nächsten Wochen würden die Lage wohl noch einmal deutlich verschärfen. „Wir machen uns große Sorgen mit Blick auf das Gesamtjahr“, sagte Sproßmann.

Nach Forstangaben waren 2019 etwa zwei Millionen Festmeter stehendes Holz in Thüringens Wäldern vom Borkenkäfer befallen worden. Sproßmann sagte nun, die Experten des Thüringer Forsts rechneten damit, dass am Ende dieses Jahres der Befall sogar doppelt so hoch sein werde.

„Im Moment kein Licht am Ende des Tunnels“

Für Waldbesitzer und den Forst gehe es deshalb derzeit vor allem darum, die Waldflächen so oft wie möglich zu kontrollieren und frisch vom Borkenkäfer befallenes Holz so schnell wie möglich herauszuholen, um eine weitere Ausbreitung des Schädlings zumindest einzudämmen. „Natürlich hoffen wir, dass wir irgendwann einmal Licht am Ende des Tunnels sehen, aber im Moment ist das nicht der Fall, die Situation sehr besorgniserregend für Förster und Waldbesitzer.“

Damit das befallene Holz nicht in Waldnähe gelagert werden muss, richtet der Forst derzeit drei große Lagerstätten ein, die zusammen 500.000 Festmeter Holz fassen sollen. Eines dieser Lager wird nach Angaben Sproßmanns auf dem Militär-Übungsplatz Ohrdruf angelegt, zwei in der Region Merkers. Wenn das gefällte, befallene Holz in Waldnähe gelagert würde, könnten Borkenkäfer von dort aus leicht in die Wälder zurückkehren. Weil es insgesamt zu viel Holz auf dem Markt gibt, ist das sogenannte Käferholz derzeit kaum verkäuflich.

Insgesamt schafft der Forst in Thüringen nach Angaben Sproßmanns derzeit zusätzliche Lagerstätten für 750.000 Festmeter Holz. Dort können neben den Forst selbst auch Kommunen oder Privatwaldbesitzer gefällte und vom Borkenkäfer befallene Bäume lagern.

Regen reicht nicht aus: Thüringer Becken bleibt zu trocken

Obwohl es in Thüringen im Juni und Juli verglichen mit den entsprechenden Monaten in den vergangenen Dürresommern relativ viel geregnet hat, hat dieser Niederschlag nach Angaben Sproßmanns nicht ausgereicht, um die Böden flächendeckend wieder so feucht zu machen, dass alle Bäume ausreichend mit Wasser versorgt und damit widerstandsfähiger gegen den Borkenkäfer sind.

Es gebe eine gute Bodenwasserversorgung im Thüringer Wald, im Harz und im Schiefergebirge in Ostthüringen, sagte Sproßmann. „Aber vor allem im Thüringer Becken ist es immer noch zu trocken.“ Erfahrungsgemäß sei der August für die Ausbreitung des Borkenkäfers „sehr gefährlich“.

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