Christian Werner über das Album „Here’s Little Richard“.

A -wop-bop-a-loo-bop-a-wop-bam-boom!“ ist das „Und es ward Licht“ im Pop-Evangelium. Es kam in die Welt durch die Lunge gepresst, mehr geschrien als gesungen, mehr Bauch- als Kopfgefühl. Eine Aneinanderreihung von Lautmalereien, die nichts bedeuten – und doch alles.

Die scheinbar willkürliche Buchstabenfolge veränderte in der Folge ihrer Aufnahme und Verbreitung die Welt. Little Richard initiierte für nicht wenige Musiker mit diesem unerwarteten, bis dato unge- und für die damalige Zeit unerhörten Auftakt seines Songs „Tutti Frutti“ die Geburtsstunde des Rock’n’Roll.

Der Song war für eine Heerschar an Nachgeborenen regelrecht eine Offenbarung, um im biblischen Sprachbild zu bleiben. Er beeinflusste Dylan, die Beatles, die Stones, die… Er ist quasi einer der Grundpfeiler der Popkultur.

Aber es war nicht nur die Musik, auch wie Richard aussah und sich auf der Bühne bewegte: das Exaltierte, das Überbordende, die Schminke, das Toupierte, das Androgyne. Er war eine Erscheinung, die man entweder nie wieder oder zumindest nicht so schnell vergaß. Der Gesangsstil folgte diesem Muster: kreischend, die Stimmbänder an die Grenzen bringend und mit den Regeln des bisherigen Wohlklangs brechend.

Das Cover des Albums
Das Cover des Albums "Here's Little Richard". © Concord / Universal

„Tutti Frutti“ eröffnet das erste Album des Pianisten aus dem Jahr 1957, das so simpel wie treffend betitelte „Here‘s Little Richard“: Hallo Welt, hier bin ich. Die Platte ist wie so viele aus dem Jahrzehnt keine, wie wir sie heute kennen. Das Musikalbum als Einheit, einer Idee oder einem Gefühl folgend bis hin zu einem Konzept, entwickelte sich als Kunstform erst in den sechziger Jahren. Bis dahin war die Single das in Konsum und Produktionsabläufen bestimmende Format; Alben fungierten mehr oder minder als Kompilation bereits bekannter Stücke.

Richards Debüt in LP-Länge zeigt als Konglomerat an Aufnahmen der vorangegangenen zwei Jahre die Wurzeln seines Schaffens: Soul, Gospel, Swing, Boogie-Woogie und vor allem Blues. All das vermischt die Kunstfigur Little Richard – geboren als Richard Wayne Penniman – zu etwas neuem. Die Platte enthält noch weitere Songs aus dem Kanon der frühen Rock’n’Roll-Ära und dem Standardrepertoire jeder Cover-Band, die etwas auf sich hält, wie „Ready Teddy“, „Rip it up“ oder „Long tall Sally“.

Little Richard blieb zeitlebens der energiegeladene Exot, geachtet von Generationen, mit einer Zweitkarriere als Prediger und Schauspieler (oft als er selbst) sowie als gern gesehener Gast in Talkshows. Am 9. Mai dieses Jahres verstarb er mit 87 Jahren.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung