Private und dienstliche Erlebnisse rund um das derzeit wichtigste Thema der Welt (12). Neue, erfundene Nachrichten in der Virus-Krise.

Freitag, 27. März 2020: Bei allem Aufwand, Ärger und Enttäuschungen, die die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens bei uns in Ostthüringen verursachen – es gibt auch kreative Ideen, wie beispielsweise einst selbstverständliche Unterhaltung trotzdem stattfinden kann. Es gibt sogenannte Wohnzimmerkonzerte.

Angeboten wird das von der Wohltätigkeitsorganisation „Water is Right“. Unterstützt wurde das heute beispielsweise auch von der Funke Mediengruppe, zu der ja auch Ihre Ostthüringer Zeitung gehört. Pur oder Glasperlenspiel gehören zu den Künstlern, die sich daran beteiligen. Sie spielen in ihren Wohnzimmern oder Studios. Bild und Ton werden dann per Live-Stream übertragen. Ich bin mal gespannt, was das Publikum unter Hausarrest dazu sagt, wie das Angebot genutzt wird.

Heute Mittag gab es eine Videokonferenz „Chancen nutzen in der Corona-Krise“. Dies sollte den Chefredakteuren in Deutschland dazu dienen, ihre Erfahrungen der letzten Wochen untereinander auszutauschen. Veranstalter war der BDZV, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Momentan ist es offenbar so, dass es allen Tageszeitungen in Deutschland noch gelingt, ihre Zeitungen pünktlich und zuverlässig zuzustellen.

Bei den Online-Kunden, also den Lesern, die die Inhalte digital konsumieren, sind in allen deutschen Regionen Zuwächse zu verzeichnen. Auch diese Videokonferenz war übrigens nicht frei von Störungen. Wenn ich zurück denke, habe ich in den zurückliegenden Wochen nicht eine störungsfreie Videokonferenz erlebt. Das erwähne ich deshalb, weil man derzeit immer wieder hört, die vermehrte Arbeit im HomeOffice führe zu einer starken Förderung des Digitalen. Vielleicht beim Interesse der Nutzer. Was die technische Verfügbarkeit anbelangt überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Netzschwäche in Deutschland und in Ostthüringen wird jetzt erst so richtig deutlich.

Für die Redaktion der Ostthüringer Zeitung war dieses Online-Meeting deshalb erhellend, weil es zeigte, dass wir bereits einen digitalen Organisationsgrad erreicht haben, von dem andere Zeitungshäuser noch weit entfernt sind.

Vor einiger Zeit hatte ich in meinem Corona-Tagebuch einige Beispiele für Fakenews, also erfundene Nachrichten, genannt. Das ist natürlich nicht allein ein Problem in Ostthüringen, sondern weltweit. Bei der Deutschen Presse-Agentur wurden einige schöne Beispiele gesammelt, die die Nachrichtenagentur auch gleich selbst aufgeklärt hat. So wurde behauptet, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei nach Las Vegas geflogen, obwohl sie in vorsorglicher häuslicher Quarantäne sein sollte.

Was war tatsächlich passiert? Die beiden Regierungsflugzeuge „Konrad Adenauer“ und „Theodor Heuss“ waren tatsächlich in den US-Bundesstaat Nevada geflogen. Die Flieger hatten dort Bundeswehrsoldaten abgeholt, die bis zum 20. März an einer internationalen Armee-Übung teilgenommen hatten. Alle Soldaten kamen nach ihrer Rückkehr in Deutschland unmittelbar in Quarantäne. Die Kanzlerin war nicht an Bord.

Der Bundesrat, also die politische Interessenvertreter der Bundesländer, hat heute auch das große Rettungspaket der Bundesregierung verabschiedet, was am Mittwoch bereits der Bundestag ratifiziert hatte. Wenn der Bundespräsident unterschrieben hat und das Gesetzpaket im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, kann das Geld unter die Leute. Große Unternehmen beispielsweise können, um ihre Beschäftigtenzahlen zu sichern, unter einen Rettungsschirm schlüpfen, der ein Gesamtvolumen von 600 Milliarden Euro hat.

Hier sind sogar komplette Verstaatlichungen von Firmen möglich. Für kleine Betriebe und Selbständige gibt es einen Topf in Höhe von 50 Milliarden Euro. Um die Mittel aufzubringen, wurde eine Neuverschuldung in Höhe von 156 Milliarden Euro beschlossen. Summen, die niemand mehr so recht zu überblicken vermag.

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