Private und dienstliche Erlebnisse rund um das derzeit wichtigste Thema der Welt (96).

Das Bundesgesundheitsministerium hat die laufende Woche zur Woche der Aufklärung von Desinformationen ernannt. Die täglichen Meldungen des Ministeriums zu Corona auf dem Mitteilungsdienst „Telegram“ hatte ich ja bereits erwähnt. Nun geht das Ministerium dort täglich auf falsche Informationen ein. Die Tipps des Ministeriums sind allerdings nicht nur brauchbar gegen Falschmeldungen zu Corona. Jeder kritische Nutzer von Angeboten im Internet könnte die Anregungen nutzen, um den Wahrheitsgehalt von vermeintlichen Informationen besser einschätzen zu können.

So meint das Bundesgesundheitsministerium, Desinformationen wiesen immer wieder gleiche Merkmale auf: reißerische Formulierungen und Gestaltungsmerkmale, inhaltliche Widersprüche, Voreingenommenheit und Parteilichkeit des Autors, unglaubwürdige Quellen und manipulierte Bilder. Allerdings klingen diese Tipps für manche Boulevardmedien nicht gerade schmeichelhaft. Und was macht man, wenn man solche Merkmale entdeckt hat? Auch dafür hält das Bundesgesundheitsministerium eine Reihe von Ratschlägen parat:

  • -Quellenprüfung. Werden Quellen angegeben? Sind diese überprüfbar?
  • -Faktenprüfung. Gibt es für die aufgestellten Behauptungen nachvollziehbare Fakten?
  • -Bilderprüfung. Gehört das verwendete Bild überhaupt zum Text?
  • -Aktualitätsprüfung. Sind die verwendeten Nachrichten veraltet und überholt?

Dazu gibt das Ministerium sogar Hinweise, wie man beispielweise bei der Suchmaschine Google eine umgekehrte Bildersuche starten kann.

Das Magazin der Spiegel hatte kürzlich einen lesenswerten Gastbeitrag des Klimaforschers Stefan Rahmstorf publiziert. Der führte einmal die fünf Tricks derjenigen auf, die Desinformationen unter das Volk bringen wollen. Er machte das am Beispiel der Behauptungen zum Coronavirus fest. So wird etwa gelogen: „Covid-19 ist nicht schlimmer als die normale Grippe! Bill Gates hat die Coronakrise erfunden!“ Laut Rahmsdorf verwenden die Leugner wissenschaftlicher Erkenntnisse immer wieder dieselben Methoden, um ihr Laienpublikum zu verführen. Der Klimaforscher entdeckte die fünf Tricks 2009 in einem Aufsatz von Pascal Diethelm und Martin McKee in der wissenschaftlichen Zeitschrift „European Journal of Public Health“:

1. Pseudoexperten. Um eine Gegenthese zum etablierten Wissensstand zu lancieren, werden oft Pseudoexperten aufgeboten. Die haben allerdings keine eigenen relevanten Forschungsleistungen vorzuweisen. Durch Wissenschaftsdatenbanken wie Scopus oder Web of Science ist leicht ersichtlich, wer ernsthaft zu einem Thema forscht. Kostenfrei für jeden zugänglich ist Google Scholar.

2. Logikfehler. „In Deutschland sind nur 8500 Menschen mit Corona gestorben - daher waren die Gegenmaßnahmen unnötig oder mindestens überzogen“, heißt es. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Dank der Maßnahmen sind relativ wenige Menschen gestorben. Andere Länder als Deutschland, haben weniger gut reagiert.

3. Unerfüllbare Erwartungen. Zweifler fordern gern unmögliche Beweise - etwa, dass bei den Toten mit Corona bewiesen werden muss, dass sie nicht nur mit, sondern auch an dem Coronavirus gestorben sind.

4. Rosinenpickerei. Gute Wissenschaftler wollen die Welt verstehen - und wägen dazu alle verfügbaren Informationen kritisch ab. Ideologen wollen ihre vorgefasste Meinung bestätigen, picken sich dazu die passenden Daten heraus und übersehen geflissentlich einen Berg gegenläufiger Belege.

5. Verschwörungsmythen. Um wahr zu sein, würden viele Fake-Geschichten eine atemberaubende Inkompetenz von Wissenschaftlern erfordern. Doch natürlich können professionelle Virologen Viren von Bakterien unterscheiden.

Die aktuellen Fallzahlen für Deutschland, abgerufen um 12 Uhr bei der Johns-Hopkins-Universität für Deutschland: 8.882 Tote, 190.118 Infizierte, 173.856 Genesene.

Bleiben Sie gesund!