Gera. Heute feiert die Malerin und Grafikerin Gerda Lepke ihren 80. Geburtstag.

Auch mit 80 Jahren haben sich die unverkennbare künstlerische Handschrift von Gerda Lepke ebenso wie ihre Wahl der Motive nicht geändert. Noch immer ist der Anspruch hoch, genau wie ihre Kreativität und ihr Schaffensdrang. Der neugierige Blick auf die Welt ist ungebrochen. Und die Gesundheit spielt mit, ermöglicht der Malerin und Grafikerin, zu arbeiten, neue Ausstellungen vorzubereiten, zwischen den Wohnsitzen in Dresden und Gera zu pendeln.

Seit sie ab 1971 als freischaffende Künstlerin tätig ist, entwickelte sie eine eigene, unverwechselbare Bildsprache. Längst ist die unverkennbar und die Jahrzehnte überdauernd. Eine Handschrift sei nun mal eine individuelle Struktur und ändere sich deshalb auch nicht. „Mein Stil war von Anfang an der kleine, kurze Strich. Der Klecks bestimmte das Unruhige und ‚Gezappelte‘ auf der Fläche“, erklärte sie einst.

Und so leben seither ihre Arbeiten von dem bunten Geflecht aus Linien, Strichen, Klecksen und Punkten. Das Blau, das Grün, das Braun, die Figuren träumend oder tanzend. Die Lilienblüten, die Wolken, die Wiese, Busch- und Baumgruppen, alles schwebt und flimmert, wiegt sich, fließt ineinander und setzt sich immer neu zusammen. Denn erst auf den zweiten Blick wird zumeist augenfällig, was die Künstlerin darstellt: Kopf und Figur, Landschaft und Raum, der Mensch und alles Lebendige. „Wir haben es nötig, uns mit der Natur und Veränderungen darin zu befassen, genau hinzusehen, was uns umgibt.“

Vielfältige Technik und Ausdrucksformen. Foto: Galerie der Thüringer Allgemeinen
Vielfältige Technik und Ausdrucksformen. Foto: Galerie der Thüringer Allgemeinen © zgt

Gerda Lepke, die Malerin und Grafikerin, die heute 80 Jahre alt wird, hat immer genau hingeschaut, hat die Strukturen der Erde, des Himmels, der Wolken, des Realen also, aufgegriffen, verdichtet und zu etwas abstrakt Wirkendem, Skizzenhaftem, Fragmentarischem neu zusammen gesetzt.

Seit sie 1998 in Gera ihr Atelierhaus bauen ließ, mit großen Glasfronten und freiem Blick in den Garten, malte und zeichnete sie, den Blick ins Freie gerichtet, zahlreiche Baum-, Blatt- und Blütenkronen, Verästelungen und Verzweigungen der Obstbäume auf ihrem Grundstück. Zumeist verbringt sie die Sommermonate hier in Gera – in unmittelbarer Nähe zur Künstlerkollegin Kathrin Buskies, mit der sie eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit teilt. Auch im Herbst dieses Jahres werden die Malerin Lepke und die Keramikerin Buskies im Geraer Kunstverein in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert – mit vorwiegend neuen Werken, die bis dahin noch entstehen sollen. Während der Wintermonate in Dresden wiederum setzt sie sich vorwiegend mit dem Akt, Porträt und dem Selbstbildnis auseinander.

Gerda Lepke entwickelte einen ganz eigenen Stil. Foto: Andreas Schott
Gerda Lepke entwickelte einen ganz eigenen Stil. Foto: Andreas Schott © zgt

Gerda Lepke hat längst einen Namen in der deutschen Kunstszene. In ihrem langen Arbeitsleben kann sie auf hochkarätige Auszeichnungen, eine Vielzahl nationaler und internationaler Ausstellungen blicken. Ihre Arbeiten sind im Besitz zahlreicher Museen und Sammlungen. Dabei schlägt sie erst spät den Weg als Künstlerin ein. Zunächst absolviert sie eine zweijährige Ausbildung zur Krankenschwester, arbeitet als Busschaffnerin in Gera. Doch erst der Umzug nach Dresden 1960, an den Ort, wo Gerda Lepke als Mensch und Malerin Wurzeln schlagen kann, wo ihre Begabung reift und ihr Werk wachsen wird, ermöglicht ihr die Auseinandersetzung mit Raum und Strukturen und die Suche nach künstlerischer Orientierung.

Es folgen nach dem Studienabschluss mit 31 Jahren turbulente Jahre für Gerda Lepke mit wechselnden Arbeits- und Lebensorten. Sie muss ihren Lebensunterhalt mit zeitweiligen Arbeitsverhältnissen verdienen. Dennoch ermöglichen ihr Freunde und Sammler bereits ein freies künstlerisches Arbeiten. In privaten Räumen erreicht sie zunächst eine begrenzte, aber dennoch wirksame Öffentlichkeit, und 1981 gibt es im Grafischen Kabinett des Museums der Bildenden Künste in Leipzig dann die erste Ausstellung. Zahlreiche Einrichtungen in Leipzig, Berlin, Dresden, Cottbus und Schwerin erwerben nun erste Arbeiten Gerda Lepkes.

Neben der Natur dienen ihr auch antike Marmor-Skulpturen, die sie zunächst in den Museen der Ostblock-Länder und später andernorts studiert, als Modelle nach denen sie ihre figurativen Improvisationen entwickelt. Ihr geht es dabei um Körperaufbau, um Bewegung, um fließende Gewänder. Zahlreiche Kaltnadelradierungen auf Zinkblechplatten entstehen, aquarellierte Pinsel-, Feder-, Tusche- und Farbstiftzeichnungen, auch Algrafien. Und immer neue Figurenvarianten, zunehmend in dem ihr eigenen Stil, während das antike Vorbild zusehens zurücktritt. Sie ist vielfältig in ihrer Technik und Ausdrucksform und beständig in ihrer stilistischen Eigenart.

Ihr zu Ehren wird heute in der privaten Galerie Schmidt-Kühl in Dresden die Ausstellung „Weitsicht“ eröffnet – eine Retrospektive auf über 40 produktive Schaffensjahre. Ein schönes Geburtstagsgeschenk für Gerda Lepke aus ihrer sächsischen Wahlheimat.

Biografie Gerda Lepke

  • 23. März 1939 in Jena geboren
  • 1966-71 Studium an der HfBk Dresden
  • seit 1971 freischaffend
  • 1974-89 Mitglied im VBK der DDR
  • 1979 Grafikpreis Biella in Italien
  • 1989 Mitbegründerin der Dresdner Sezession 89
  • 1990 Mitglied BBK
  • 1990-91 Kunstförderpreis der Sparkasse Bonn
  • 1991-96 Lehrauftrag an der Sommerakademie Paderborn
  • 1993 Erster Kunstpreis der Stadt Dresden
  • 1999 Lindenau Museum Altenburg, Kunstsammlung Gera - Katalog Gerda Lepke
  • 2009 Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung – Katalog 2hinsehen“
  • lebt und arbeitet in Dresden und Gera