Gera. Astrid-Lindgren-Klassiker wird in der Geraer Bühne am Park zum visuellen Erlebnis

Die Frisuren steif, als wären sie aus Plastik, die Gesichtszüge mit wenigen Strichen nachgezeichnet, die Requisiten – von der Kaffeetasse bis zum Revolver – alle zweidimensional: Das neue Geraer Kinderstück „Meisterdetektiv Kalle Blomquist“ präsentiert sich in lässiger Comic-Optik. Selbst die comictypischen Geräusche von „Raschel, Raschel“ bis „Zisch, Zisch“ werden von den Schauspieler mitgesprochen.

Regisseurin Mandy Röhr hat als Kind Comics geliebt, und so stand für sie relativ schnell fest, den guten, alten Astrid-Lindgren-Stoff aus dem Jahr 1946 in dieser Bildergeschichten-Ästhetik zu erzählen. Ausstatterin Lilith-Marie Cremer setzte Röhrs Idee erfinderisch, humorvoll und farbenfroh in Szene, dass es eine Freunde ist.

Der Haupthandlungsort Kleinköping etwa wird durch zwei waschechte Bilderbuch-Häuser angedeutet, die auf die Bühnenrückwand gemalt ­wurden. Die gruselige Schlossruine offenbart sich, wenn die Rückwand wie bei einer Buchseite umgeschlagen wird.

Besagte Ruine lässt sich Onkel Einar von Kalle Blomquist und seinen Freunden Eva-Lotte und Anders zeigen, um dort heimlich seine Beute zu verstecken. Denn Onkel Einar ist ein Juwelendieb, der seine Komplizen betrogen hat. Dass etwas mit dem frisch angereisten Onkel von Eva-Lotte nicht stimmt, ahnt Kalle bald. Und so schlittern die drei Freunde geradewegs in ein spannendes Abenteuer für Mädchen und Jungen ab 8 Jahren.

Ein Kind zu spielen, ist nicht die einfachste Aufgabe für einen Schauspieler. Das kann schnell übertrieben infantil wirken. Aber Danijel Gavrilovic, Sebastian Schlicht und Michaela Dazian machen ihre Sache gut und mimen eine kecke Comic-Ausgabe der Lindgren‘schen Kinderbande. Auch Markus Lingstädt, der mit seinen Korkenzieher-Haarantennen an den Teufel erinnert, gibt als Onkel Einar einen schön spitzbübischen Halunken.

Toll anzusehen ist zudem Alexan­dra Sagurna als Eva-Lottes reizende Mutter. Ihre statische Perücke und nachgezeichneten Gesichtszüge wirken am comic-haftesten. Darüber hinaus brilliert Sagurna als Bösewicht Ivar mit slawischem Akzent.

Highlight der Aufführung ist die Ausstattung. Allein wie Onkel Einar seine 2D-Kaffeetasse hält oder wie Anders in der großartigen Zirkusszene die flache Hantelstange stemmt, sind grandiose visuelle Gags.

Die Premierengäste konnte diese ganz besondere Kalle-Blomquist-Version am Samstagnachmittag sichtlich begeistern.

Weitere Termine: 3., 4. und 5. April, jeweils 10.30 Uhr, 20. April, 16 Uhr, 25. Mai, 16 Uhr, und 28. Mai, 10.30 Uhr, Bühne am Park Gera