Rudolstadt. Das Theater Rudolstadt präsentiert die Spielzeit 2019/20 mit 22 Premieren und noch mehr Konzerten.

Noch immer wird am Theater Rudolstadt fleißig gebaut und mittlerweile fließt sogar mehr Geld in das „Kulturelle Hilfsprogramm – Hochwasser 2013“. Denn Anfang des Jahres wurden die vom Bund und Land gewährten Fördermittel von rund 9,2 Millionen Euro um weitere 4,3 Millionen Euro erhöht – was notwendig war durch unvorhersehbare Mehrkosten und eine längere Bauzeit. Wie gestern zur Spielzeit-Pressekonferenz zu erfahren war, ist die Wiedereröffnung des Landestheaters nach seiner Schließung im Dezember 2016 ist nun für die Spielzeit 2021/22 geplant.

Trotz der weiterhin räumlichen Übergangsphase konnte Verwaltungsdirektor Mathias Moersch auch gestern wieder eine positive Bilanz ziehen: Bedingt unter anderem durch die begonnene Kooperation mit dem Landestheater Eisenach ist die Anzahl der Aufführungen von 478 (Spielzeit 2016/17) auf 493 Aufführungen gestiegen. Zudem gab es einen Zuwachs bei den Gesamtbesucherzahlen um etwa 5400 auf insgesamt 89.112. Die Auslastung liegt an den hiesigen Standorten bei konstanten 84 Prozent.

An diesen Erfolg will die Theaterleitung um Intendant Steffen Mensching natürlich auch in der kommenden Spielzeit anknüpfen. Gestern Nachmittag wurden im Stadthaus in Rudolstadt die neuen Vorhaben der Spielzeit 2019/2020 vorgestellt, die dieses Mal unter dem Motto „Ihr seht nur nicht die Mauer, die uns einschließt ...“ aus Schillers „Maria Stuart“, steht. Erstmals war dazu auch das interessierte, dem Theater verbundene Publikum ein­geladen.

Saison wird mit Hauptmann eröffnet

„Es ist so eine Sache mit den Mauern“, erklärte Intendant Steffen Mensching gestern. „Man verachtet sie, wenn sie den Weg versperren und dankt ihnen, wenn sie Schutz bieten.“ Doch die wirklichen Barrieren sind strukturell und mental, Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse, auch kulturelle Vorurteile gehörten dazu. In diesem Sinne greift der Rudolstädter Spielplan Themen auf, die – ob als Tragödie, Komödie oder Oper – zentrale Vorgänge in der Gegenwart in den Blick nehmen. Chefdramaturg Michael Kliefert ergänzt, dass das kleine Rudolstädter Theater erneut zeige, wie es „große Stoffe der dramatischen Weltliteratur in anspruchsvollen Inszenierungen auf die Beine stellen kann“ und so im Konzert der Thüringer Bühnen einen „unverwechselbaren wie unverzichtbaren Platz einnimmt“.

An das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls wird mit der Uraufführung der Boulevardkomödie „Hilfe, die Mauer fällt!“ (16. November) erinnert. Außerdem ist eine große Festveranstaltung am 9. November mit den Thüringer Symphonikern, für die sich die Chöre Saalfelds und Rudolstadts vereinen, geplant.

21 weitere Premieren im Schauspiel, Oper und Ballett, Kinder- und Jugendtheater sowie eine bunte Vielfalt an Konzertformaten bestimmen den Spielplan der kommenden Saison. Das beliebte Sommertheater auf der Heidecksburg gibt es erstmals auch für Kinder – vom 25. Juni bis 11. Juli wird „Das Dschungelbuch“ mit insgesamt acht Aufführungen für Kindergärten, Schulen und Familien zu erleben sein. Für Erwachsene ist davor bereits Woody Allens hintersinnige Komödie „Eine Mitternacht-Sex-Komödie“ (13. Juni) über das Paarungsverhalten der Großstädter als Open-Air-Spektakel auf der Burg zu erleben.

Gerhart Hauptmann revolutionierte mit seinem Stück „Vor Sonnenaufgang“ (21. September) vor 130 Jahren die Theaterwelt. Dem österreichischen Autor Ewald Palmetshofer gelingt mit seiner Neubearbeitung die Beschreibung der polarisierenden Tendenzen und Gräben unserer Gegenwart. Die Inszenierung eröffnet als Premierenauftakt die Schauspielsaison im Stadthaus. Innere Spaltung und kriegerische Konflikte bringen die „westlichen“ Gesellschaften heutzutage in vielerlei Zerreißproben. Ein Vorgang, der schon in Shakespeares Tragödie „Hamlet“ (25. Januar 2020) den Helden verzweifeln lässt. Einen bittersüßen Abgesang auf die Moral schuf Bertolt Brecht mit seiner legendären „Dreigroschenoper“ (28. März 2020), in der er die auffällige Parallelität jener Taten von Geschäftsmännern und von Verbrechern in einer kapitalistischen Welt erlebbar macht. Und im Schminkkasten geht es mit den deutschen Wortakrobaten weiter.

Kindertheater in Kooperation mit dem Theater Eisenach

Die Musiktheatersaison hält in Kooperation mit dem Theater Nordhausen zwei Meilensteine der Opernliteratur parat: „Hänsel und Gretel“ (12. Oktober 2020) und Puccinis exotisch-melodramatische „Madama Butterfly“ (4. April 2020). Erneut ein großes Handlungsballett präsentiert das Ballett TNlos! aus Nordhausen mit Prokofjews „Cinderella“ (11. Januar 2020). Außerdem darf sich das Publikum über eine Neuinszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ (15. Februar 2020) freuen. Zwischen Konzert und Musiktheater changieren zwei weitere Projekte der neuen Spielzeit, wie Chefdirigent Oliver Weder gestern ankündigte: Im 1. Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker (27./28. September) erklingt in halbszenischer Aufführung Tschaikowskys und Schillers „Die Jungfrau von Orleans“ als eine Kooperation zwischen dem Theatre Music Hall St. Petersburg und dem Northern Symphony Orchestra im Rahmen der „Russischen Saison in Deutschland“. Auch das 2. Schlosskonzert überrascht mit einer selten gehörten Oper in halbszenischer Version und Kostümen: „Marc’Antonio e Cleopatra“ von Johann Adolph Hasse. Höhepunkte im Sinfoniekonzert-Programm versprechen zahlreiche Gastsolisten wie die albanische Geigerin Ervis Gega, Valentino Worlitzsch, Solocellist des hr-Sinfonieorchesters, und die junge Erfurter Pianistin Katharina Treutler. Der 250. Geburtstag Beethovens findet im 4. und im 8. Sinfoniekonzert mit Solokonzerten und einer großen Sinfonie seine Beachtung. Einen Russland-Schwerpunkt gibt es im 7. Sinfoniekonzert, argentinischen Tango im 6. Sinfoniekonzert, so Oliver Weder.

Eine feste Größe ist erneut der Orchesterball der Thüringer Symphoniker: Am 25. April 2020 wird nun schon zum fünften Mal bei „Frühlingsrauschen“ zu Tanz und Unterhaltung in die Stadthalle Bad Blankenburg eingeladen.

Das Kinder- und Jugendtheater wird zu großen Teilen von der Kooperation mit dem Landestheater Eisenach bestimmt. Aus der Wartburgstadt kommen „Der kleine Angsthase“ (4. Oktober), „Geheimcodes“ (7. November), Schillers „Kabale und Liebe“ (19. Februar) und Ulrich Hubs „Nathans Kinder“ (27. Mai 2020). Eigenproduktionen des Theaters Rudolstadt sind „Das Dschungelbuch“, das Weihnachtsmärchen „Frau Holle“ (2. November) und „Alice im Wunderland“ (21. Februar 2020) sowie die Wiederaufnahme des beliebten Theaterkonzerts „Peter und der Wolf“ (20. März 2020) mit den Thüringer Symphonikern und den Puppenspielern Susanne Olbrich (TheaterFusion) und Peter Lutz.

In der Reihe der Kinderliederkonzerte für Kinder ab drei Jahren ist der Koffer vollgepackt mit Liedern und Tänzen aus Europa.