Rudolstadt. Die neue Eigenproduktion am Theater Rudolstadt bringt Orchester und Schauspiel zusammen. Ein Gespräch mit Steffen Mensching.

Erneut führen Intendant Steffen Mensching und Chefdramaturg Michael Kliefert Schauspiel und Orchester in einer Rudolstädter Eigenproduktion zusammen: „Die Welt auf der Welle“ heißt ihr Stück. Vor der morgigen Premiere beantwortete uns Steffen Mensching fünf Fragen zum Projekt, das kaleidoskopartig Texte und Lieder zum Thema Meer verbindet.

Herr Mensching, das Saale-Hochwasser von 1994 jährt sich morgen zum 25. Mal. Wird es in Ihrem Stück eine zentrale Rolle spielen?

Auf der Welt gibt es 97 Prozent Salzwasser und nur 3 Prozent Süßwasser. Auch in unserem Stück spielen die Flüsse eine Nebenrolle, das Meer dominiert, die Ozeane, das salzige Element. Wir beschreiben die Sehnsucht, das Geheimnis, aber auch die Urgewalt, die frei wird, wenn Fluten über Ufer treten und sich eigene Wege suchen. Das Wasser ist ja Lebensmittel, Verkehrsmittel, Energiespender, Bedrohung. Meere verknüpfen seit Urzeiten Kulturen, Völker, Sprachen.

Welche bekannten Stoffe beziehungsweise Geschichten haben Eingang in Ihren Abend übers Meer gefunden?

Die Legende von den Abenteurern, den großen Entdeckern, der Mythos von Atlantis, die Sintflut, die Erfahrung des Versinkens in der Tiefsee, das moderne Fischereiwesen, Robinson, das Floß der Medusa. Wir haben zwar auf die Titanic verzichtet, sollten sie aber im Hinterkopf behalten. Große Autoren steuerten Beiträge dazu: Goethe, Heine, Brockes, Brecht, wir nahmen aber auch Zeitgenossen mit ins Boot wie Kunert, Augustin, Wolf Dieter Brinkmann, die junge Schwedin Olivia Bergdahl oder den Nigerianer Efe Paul Azino.

Das Stück lebt auch von Musik, die die Thüringer Symphoniker und Ihre fünf Schauspieler gemeinsam präsentieren. Worauf dürfen sich die Premierengäste freuen?

Es ist eine bunte Mischung aus Klassik und Elektro, Kunstlied und Pop, ganz bewusst ein Konglomerat aus Sounds. Sehr verschiedene Stimmen und Stimmungen, die übers Meer wehen.

Wie fügen Sie die unterschiedlichsten Texte und Lieder zu einem Ganzen zusammen?

Die Auswahl hat lange gedauert, viele schöne Texte wurden verworfen, ­während der Proben Gedichte ausgetauscht, neue eingefügt, Texte hin- und hergeschoben. Ob und wie das Ganze zusammenpasst, zusammenklingt, muss das Publikum entscheiden. Die Bruchstellen sind uns bei diesem Abend vielleicht wichtiger als die ­Nähte. Es ist eine Erzählung, die sich dem Ziel von verschiedenen Seiten nähert, der Zufall – der durchaus ­inszeniert ist – bringt die Überraschung.

Nach gemeinsamen Schreibprojekten wie „Aufstieg der Amateure“ und „Die Schicksalssinfonie“ nehmen Sie und Chefdramaturg Michael Kliefert sich nun das Thema Wasser vor. Warum?

Das Thema – Wasser – ist mit Sicherheit genauso wichtig wie die Form – Lyrik. Es sind höchst subjektive Ansichten und Reflexionen. Bei den genannten Abenden gab es eine geschlossene Geschichte, in dem neuen Stück laufen, um im Bilde zu bleiben, einzelne Tropfen zu einer Fläche zusammen. Darin kann man, vielleicht, zu neuen Ufern schwimmen. Man kann auch untergehen.

Premiere: Samstag, 19.30 Uhr, Theater im Stadthaus Rudolstadt