Rudolstadt. Das Programm für das Rudolstadt-Festival vom 4. bis 7. Juli ist fast komplett. Der Endspurt für den Kartenvorverkauf hat begonnen.

Beim diesjährigen Rudolstadtstadt-Festival vom 4. bis 7. Juli stehen die iranische Musikszene und eine neue europäische Partnerschaft besonders im Fokus.

Künstler aus fast 40 Ländern werden zu Deutschlands größtem Festival für Roots, Folk und Weltmusik auftreten, wie die Veranstalter gestern mitteilten. Am morgigen 1. Mai wollen sie das gesamte Programm mit rund 300 Konzerten, Workshops und Gesprächen online veröffentlichen. Bereits seit Dezember läuft der Kartenvorverkauf für das Festival. Noch gibt es Tickets zu kaufen, allerdings ist für einzelne Kategorien Eile geboten. Die begrenzte Dauerkarte ohne Übernachtung für das komplette Festival kostet in diesem Jahr 96 Euro. Für die Bewohner des Landkreises gilt der halbe Preis. Innenstadtkarten kosten pro Tag 8 Euro.

Das Auftaktkonzert am 4. Juli auf der Hauptbühne im Heinpark steht im Zeichen großer Künstlerinnen des Jazz, Folk und Blues. Ihnen ist die Hommage „Sing The Truth“ gewidmet, ein Projekt dreier Frauen, die selbst für ihre außergewöhnlichen Stimmen gefeiert werden: Lizz Wright, Angelique Kidjo und Cecile McLoren Salvant. Die musikalische Leitung übernimmt die Schlagzeugerin und Produzentin Terri Lyne Carrington. Pioniere des Alternative Country bestreiten drei Tage später, am Sonntagabend ebenfalls im Heinepark, den Ausklang: Die Cowboy Junkies aus Kanada, die durch Blues- und Folksounds in Slow Motion Maßstäbe gesetzt haben.

Für den Länderschwerpunkt Iran hat das Festival neun Ensembles ausgewählt und ein starkes Kontrastprogramm zusammengestellt. Es reicht von Konzerten, die an jahrhundertealte Traditionen anknüpfen, bis zu Musik, die von aktuellem, politischem Protest getrieben ist. „Das Festival möchte zeigen, dass im Iran eine lebendige Kulturszene herrscht, die sich bemüht, einen eigenen Weg zu finden und sich auch international Gehör zu verschaffen“, sagt Programmdirektor Bernhard Han­neken.

Neun Ensembles zum Länderschwerpunkt

Den iranischen Künstlern werde in Rudolstadt auch ein Forum geboten, über ihre Situation, ihr Leben und ihre künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu berichten. Themen sind unter anderem die Situation von Frauen, die soziale Komponente von Musik im Iran, persische Poesie, Plattenproduktion und Vermarktung.

Am Eröffnungsabend bringt die Band Damahi eine pop-orientierte Fusion aus iranischen und weltmusikalischen Genres auf die Bühne. Zu den profiliertesten iranischen Musikern zählt der Komponist, Tar- und Setar-Spieler Hamid Motebassem. Zusammen mit den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt präsentiert er im Schlosshof der Heidecksburg sein Orchesterwerk „Pardis“.

Als Solistin betritt mit Mahdieh Mohammadkhani eine der bekanntesten Stimmen des Irans die Festivalbühne. Weiterhin kann sich das Publikum auf das Hamnava Ensemble aus Buschehr im Südwesten des Landes am Persischen Golf freuen sowie auf Baran Mozafari, eine der wenigen Frauen, die versucht, weiblichen Gesangsstile ins 21. Jahrhundert zu tragen.

Auch über den Länderschwerpunkt hinaus wird es spannend: Herausragend ist dabei das Herbert Pixner Projekt. Das Quartett um den Südtiroler Künstler präsentiert Flamenco, Tango, Gypsy-Jazz, rockige Riffs – einer der gefragtesten Acts im deutschsprachigen Raum.

Zu den meistgebuchten isländischen Musikern gehört Ólafur Arnalds mit seinen Sounderlebnissen aus Kunst, Musik und Technik. Als neue Galionsfigur afrobrasilianischer Frauen gilt Luedji Luna. Die Brasilianerin umhüllt ihre gesellschaftlichen Anliegen oft mit lässigen Tunes und lässt dabei auch Jazz und R&B aufscheinen. Jazzig angehauchte Singer-Songwriter-Poesie kommt von der Südafrikanerin Alice Phoebe Lou, die mit Straßenauftritten in Berlin zum Shooting Star wurde. In Berlin setzte auch Die Höchste Eisenbahn zu ihrem erfolgreichen Lauf an, paart griffige Melodien mit Humor und Zeitgeist und stellt im Sommer ihr nunmehr drittes Album vor. Bislang einzigartig ist das Projekt Small Island Big Song. Die Mitwirkenden kommen aus Inselstaaten im Pazifik und im Indischen Ozean, wo ihre Kulturen durch den Klimawandel buchstäblich vom Untergang bedroht sind.

Politisch engagiert sich auch Shahin Najafi mit seiner Musik gegen politischen Terror, religiöse Unterdrückung und Gewalt. Der inzwischen in London lebende Sänger und Gitarrist wurde in Europa vor allem durch sein Buch und den gleichnamigen Dokumentarfilm „Wenn Gott schläft“ bekannt. Wegen Todesdrohungen musste er 2012 abtauchen, damals machten ihn seine zornigen Rap-Songs zur Stimme der iranischen Jugend.

Die 29. Auflage des Rudolstadt-Festivals markiert zugleich den Auftakt einer Partnerschaft: Die EBU (European Broadcasting Union) feiert den 40. Geburtstag ihres Folk-Festivals in Rudolstadt und bringt ausgewählte Musiker an die Saale.

Auch in den beiden Folgejahren soll das EBU-Folk-Festival Teil des Rudolstadt-Festivals sein und dort ein Forum für die unterschiedlichen Facetten der europäischen Szene finden. Langfristiges Ziel ist eine dauerhafte Zusammenarbeit.

In diesem Sommer beteiligen sich Redaktionen aus 16 EBU-Mitglieds­staaten mit Künstlern des jeweiligen Landes. Das Spektrum ist entsprechend groß – von der finnischen ­SibA Folk Big Band mit 23 Musikern bis zur Solo-Performance mit Akkordeon des Weißrussen Yegor Zabelov und aus Österreich Otto Lechner in jeweils sehr eigener Weise. Das Festival verfügt über einen Gesamtetat von rund drei Millionen Euro, rund 70 Prozent davon müssen selbst eingespielt werden. Die Zuschüsse von Stadt und Land beliefen sich im Vorjahr auf zusammen 5, 3 Prozent.

Weitere Informationen unter www.rudolstadt-festival.de