Die Schlagersängerin Andrea Berg spricht mit uns über ihr neues Album „Mosaik“, die anstehende Tour – und Produzent Dieter Bohlen.

Wir treffen uns in einem Erfurter Hotel. Die Königin des Schlagers ist auf Medientour durch Thüringen. Zwei Autogrammstunden in Erfurt und Sömmerda stehen auf dem Programm von Andrea Berg. Zuvor ein Interview. Ein lockeres Gespräch über die Liebe und das Leben. All das, was sie in ihrem neuen Album „Mosaik“ verarbeitet. Schlagersängerin, Volkssängerin, Popstar – von allem sei sie ein bisschen, sagt sie. Das Selfie mit der Frau, die 1992 den „Kilimandscharo“ besang und anschließend in 27 Jahren den Schlagerolymp erklomm, muss noch sein. Dann aber spricht sie. Offen und ehrlich über Träume und Tränen, ihre Tochter und ihren Mann, aber auch über die Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen und Enttäuschungen – die eigentlich positiv besetzt seien.

Welche Bedeutung hat „Mosaik“ für Sie?

Ich sehe es als einen Spiegel des Lebens mit allen denkbaren Facetten. Ich finde, dass es eine schöne Metapher ist, aus jedem Scherbenhaufen, vor dem man im Leben steht, ein buntes Mosaik und damit etwas Neues zu schaffen. In dem Lied steckt der Sinn des Lebens.

Wie kam es eigentlich zu der Titelgebung für das neue Album?

Weil „Mosaik“ der letzte Song ist, den ich für das Album geschrieben habe, wurde der Name auch erst ganz spät klar. Eigentlich sollte das Album anders heißen.

Wie denn?

„Träumer“. Das Coverfoto gab es schon. Obwohl ich tolle Songs hatte, das Duett mit Xavier oder das Lied für meine Tochter, sagte mir mein Bauchgefühl aber, dass es noch nicht rund war. Irgendwann, ich war alleine zu Hause, habe ich in meinem Buch ganz groß Mosaik gelesen. Da war sie dann, die Klammer, die ich um das Album machen kann. Nach einer halben Stunde hatte ich den Refrain.

Schlagerkünstlern wie Ihnen wird ja oft vorgehalten, dass das alles im Künstlerleben nur Träumerei sei ...

... und sich reimen muss. Noch ein Kuss, dann ist Schluss, dann kommt der Bus ...

... damit es eingängig ist ... Wie gehen Sie mit solcher Kritik um?

Ich stehe auf jeden Fall über diesen Dingen. Ich bin Schlagersängerin, aber auch Volksmusikerin und vielleicht auch Popstar. Ich passe nicht in eine Schublade, jeder kann mich dort hinein tun, wo er mich hinhaben will. Ich weiß, wo ich stehe. Seit vielen Jahren schreibe ich meine Songs selber und singe nicht nur über die heile Welt.

Die Songs haben ja alle ein Happy End. Woher kommt diese Kraft, dass sich am Ende alles zum Positiven dreht?

Das ist das Leben.

Einspruch!

Eine Freundin, mit der ich dieser Tage telefoniert habe, hat eine herbe Enttäuschung erlebt. Ihr Typ hat nebenher noch drei andere Frauen am Start gehabt. Im Wort Enttäuschung steckt dann aber was Positives. Sie ist von dem Typen getäuscht worden und ist jetzt enttäuscht, weiß also Bescheid und kann damit umgehen lernen. Dann steht die Zukunft offen und die Frage, was jetzt kommt, kann beantwortet werden.

Ich denke an das Lied „Jung, verliebt und frei“, für das Ihnen der Bibelvers aus dem Korintherbrief „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Liebe hört niemals auf“ Inspiration war. Wie wichtig ist Ihnen der Glaube im Leben?

Der Vers ist unser Trauspruch und der Glaube meine Mitte. Deshalb kann man das auf Liebe reduzieren, weil sie die Essenz ist. Das Lied äußert sich aber auch kritisch, weil es fragt, wo all die Schmetterlinge hin sind.

Liebe wird erst sichtbar, wenn die Schmetterlinge weg sind.

Genau. Wenn ich mich fallen lassen und hingeben kann. Ich möchte niemanden haben, der am Ende von jedem Anruf ‚Ich liebe dich, tschüss‘ sagt. Das hat nicht diesen Wert. Liebe drängt sich nicht ständig in den Vordergrund.

Wie lief denn das mit Dieter Bohlen nun eigentlich? Er sagt ja jetzt, er habe nichts produziert, nachdem Sie gesagt haben, dass die Lieder „Du musst erst fallen“ und „Davon geht mein Herz nicht unter“ nach einem emotionalen Gespräch mit ihm in Hamburg entstanden seien.

Produziert hat er ja auch nicht, er hat komponiert. Dieter schrieb mir 2018 eine Mail, in der er sich entschuldigte, dass ihm nichts mehr einfiele und er nichts mehr komponieren könne. Ich habe ihm dann gesagt, dass er nichts machen solle, wovon er Bauchschmerzen bekommt. Denn dann macht man Dinge nicht gut, wenn es einem selbst dabei nicht gut geht. Er war unzufrieden damit, dass er immer nur im Studio saß und als Kotzbrocken gesehen wurde. Ich hab ihm gesagt, er solle das machen, was ihm Spaß bereitet und sich frei machen. Jetzt fährt er auf Tour und macht Musik. Das war ein tiefgründiges Gespräch, aus dem dann auch „Du musst erst fallen“ entstanden ist. Das ist auch ein Dieter Bohlen.

Den man so öffentlich nicht wahrnimmt.

Ja, aber er macht sich Gedanken. Manchmal wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber ich liebe ihn dafür, weil er einfach ehrlich und aufrichtig ist.

Also wird es eine weitere Zusammenarbeit geben, weil es diesen Zwist nie gab?

Auf jeden Fall. Mit mir kann man sich ja nicht streiten und einer allein kann doch keinen Krieg machen.

Ihr Album klingt so final, weil Sie sich am Schluss bei „Das Wunder des Lebens“ noch einmal bei allen bedanken. Erleben wir hier schon einen Abschied auf leisen Sohlen?

Nein, das ist es nicht. Es geht ein Abschnitt zu Ende. Ich schreibe nicht auf Knopfdruck, sondern so, wie ich lebe. Am Ende des Albums steht meine Botschaft. Sollte das das Ende sein, habe ich alles richtig gemacht und nirgendwo mehr einen Deckel liegen, wie man in Köln sagen würde. Wenn es weitergeht, dann wird es so harmonisch weitergehen. Durch „Mosaik“ vorne und „Das Wunder des Lebens“ hinten ist das Album absolut rund und fühlt sich unheimlich gut an.

Also doch ein Abschied?

Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass das jetzt das Letzte war, was ich getan habe. Dafür sind viel zu viele Dinge noch nicht gesagt. Es ist etwas Abgeschlossenes und so nehmen es die Menschen auch an. Als kostbaren Schatz. Wie dieses Duett mit Xavier, das ist etwas Überirdisches, das kann man nicht kaufen. Deshalb hatte ich es bis zuletzt geheim gehalten.

2020 kommen Sie mit ihrer Tour nach Erfurt. Wie gerne kommen Sie nach Thüringen?

Die Liebe macht aus jedem Ort ein Zuhause. Das sehe ich, wenn die Menschen bei drei Grad in der Kälte bei meinen Autogrammstunden stehen. Dann muss ich die Liebe und meinen Antrieb nicht mehr erklären.

Das komplette Interview lesen Sie unter www.thueringer-allgemeine.de