Schneemenschen sind uns näher, als wir denken. Warum? Weil ein kleiner Yeti zum Glück zu Weihnachten nicht auf seine Eltern gehört hat.

Der Weihnachtsmann hat einen neuen kleinen Helfer, von dem er aber vermutlich nichts ahnt. Der sieht ihm täuschend ähnlich. Der Kleine trägt Rot, wie es sich gehört, was perfekt mit seinem weißen Pelz harmoniert.

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Er ist ein Schneemensch, ein Yeti, der soo gerne Menschenkinder kennenlernen möchte – was seine Eltern streng verboten haben. Denn ihrem Jungen soll nichts passieren, schließlich glauben Menschen, dass Yetis furchterregende Monster seien, die gejagt werden müssen. Aber weil kleine Yetis, ebenso wie kleine Kinder, selten tun, was Erwachsene ihnen sagen, schleicht Yeti junior den Mädchen und Jungen hinterher, auf die er eines Tages im Wald trifft.

Er ist schneeweiß und damit gut getarnt, aber als er im Menschendorf rote Kleidung auf einer Wäscheleine sieht, kann er nicht anders: Er zieht sie an, die Farbe ist so schön. Dann geht er fasziniert durchs Dorf, wo Markt und Straßen verlassen steh‘n, aber alles in einem hell erleuchteten Haus so festlich aussieht. Er kommt aus dem Staunen nicht heraus, als wäre er geradewegs ins Gedicht „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff gewandert, das Autorin Angélique Leone und Illustratorin Christine Davenier inspiriert zu haben scheint.

Angélique Leone (Text), Christine Davenier (Illu.), Alexander Potyka (Übers.): Der kleine Yeti. Picus, 40 Seiten, 18 Euro, ab 3
Angélique Leone (Text), Christine Davenier (Illu.), Alexander Potyka (Übers.): Der kleine Yeti. Picus, 40 Seiten, 18 Euro, ab 3 © Picus-Verlag | Picus-Verlag

Weil der Mini-Weihnachts-Yeti neugierig ist, betritt er das hell erleuchtete Haus und lernt dort endlich einen Menschenjungen kennen. Der ihm die Geschichte vom Weihnachtsmann erzählt, der genau das macht, was der kleine Yeti gern tun würde: Spielzeug basteln und an Kinder verschenken.

Leone und Davenier gleiten bei aller Weihnachtsromantik nie ins Kitschige ab, sie balancieren Gefühl mit Witz aus. Die Yeti-Mutter zeichnet Bären und Weihnachtsbäume an die Höhlenwände, der kleine Schneemensch hat dank seines Fells zwar fast einen Rauschebart wie der Weihnachtsmann, sein rotes Gewand könnte aber auch ein Trainingsanzug sein. Christine Davenier erzeugt mit Licht und Schatten traumhafte Winterlandschaften und zeigt, dass die wichtigen Dinge sich dort abspielen, wo es leuchtet und alles andere in gedämpften Farben in den Hintergrund tritt.

Die Künstlerinnen haben ein wunderschönes Buch zum gemeinsamen Lesen und Anschauen geschaffen. Und wer weiß: Vielleicht ist es ja gar nicht der Weihnachtsmann, der am 24. Dezember die Geschenke unter den Baum legt.