Nordhausen/Rotterdam. Die Spannung steigt: Am Montag hat der Spielfilm „Zone“ beim Filmfestival Rotterdam seine Weltpremiere. Schüler einer Nordhäuser Schule sind die Darsteller und auch die Regisseurin kommt aus Nordhausen.

Schouwburgplein 101, Rotterdam, Niederlande – so lautet diesen Montag (29. Januar) die Sehnsuchtsadresse für Nordhäuser Film-Enthusiasten, zumal für 29 Eleven der Gotthold-Ephraim-Lessing-Regelschule. Denn dort, im Imax-Kinopalast, steigt beim Internationalen Film Festival Rotterdam (IFFR) Punkt 20.15 Uhr die Weltpremiere für „Zone“, einen Film, der Nordhausen im Herzen berührt. Die Autorenfilmerin Christina Friedrich, die in der Stadt am Harzrand geboren wurde, hat ihn 2021 auf Grundlage ihres Romans „Keller“ (S. Marix Verlag) mit breiter Unterstützung der Menschen vor Ort gedreht.

„Ein bisschen aufgeregt bin ich schon“, gesteht Friedrich am Freitag, als wir sie telefonisch erreichen. Aus ihrer Stimme klingt wieder all die Leidenschaft, mit der sie dieses autobiografisch grundierte Projekt über Jahre beharrlich verfolgt hat, aber auch Dankbarkeit, dass es nun – endlich – so weit ist. Vorzüglich hat sie ihre „Zone“ platziert, denn das IFFR zählt zwar nicht zu den A-Festivals à la Berlinale, gilt aber seit seiner Gründung 1972 als ein Mekka der Independent- und Arthouse-Szene. Da geht‘s um Kunst, nicht um Glamour oder Kommerz.

Dank gilt allen lokalen Akteuren vor und hinter der Kamera

Wie viele Nordhäuser den Weg nach Rotterdam finden, weiß Friedrich nicht. Zumindest habe Axel Heck, ihr Executive Producer, sein Kommen angekündigt. Bei den Dreharbeiten hat der Unternehmer für sie als Netzwerker viele Türen geöffnet, Kontakte geknüpft und Locations gefunden: So augenfällig war wohl selten eine Thüringer Kommune auf der Kinoleinwand präsent. „Nordhausen“, sagt Friedrich, „ist das Narrativ, es wäre niemals ohne die Stadt möglich gewesen.“

Besonders ins Herz geschlossen hat sie ihre 29 Schützlinge der Lessing-Schule. Sie wehrt die Bezeichnung „Statisterie“ vehement ab und nennt sie „ein ganz, ganz starkes Ensemble“. O-Ton Friedrich: „Die spielen wirklich als Protagonisten mit, haben auf sehr hohem Niveau und auf eine tief berührende Weise gearbeitet. Das war ganz wesentlich, um etwas von Stimmung und Atmosphäre einer Kindheit zu erzählen.“ In ihre Dankeshymne schließt die Regisseurin ebenso die örtliche Feuerwehr ein – samt all den vielen unsichtbaren Helfern, die nur im Abspann erwähnt sind.

Christina Friedrich (Mitte) erklärt am Freitag, 14. Mai 2021, den beiden Schauspielerinnen Rosa Wassermann und Julischka Eichel (von links) eine Szene.
Christina Friedrich (Mitte) erklärt am Freitag, 14. Mai 2021, den beiden Schauspielerinnen Rosa Wassermann und Julischka Eichel (von links) eine Szene. © Marco Kneise

Das gut zweistündige Filmepos „Zone“ spielt in der jungen DDR und schildert, mystisch verschleiert, das Erwachen eines paranormalen Kindes „in einer Topografie, in der es ein dunkles Schweigen gibt“, erläutert Friedrich. An Schauplätzen von allgemein gültiger Bedeutsamkeit will ihr Film von der Unterdrückung durch autoritäre Regime erzählen, von Drohungen und Ängsten, von erzwungener Uniformität und von einem unstillbaren Drang nach der Freiheit. Nachkriegszeit in Ostdeutschland: Da mag auf anderer Zeitebene erfolglos Verdrängtes aus der Nazi-Zeit mitschwingen....

Anteil an dem komplexen Filmkunstwerk tragen auch andere Thüringer Akteure. Die Staatskanzlei half bei der Produktion mit einer Förderung, und unverhofft kommt die Thüringen Philharmonie zu einem klangvollen Auftritt: Das Gotha-Eisenacher Orchester sprang voriges Jahr ein, um die Filmmusik aufzunehmen. Das steigert nun freudige Erwartungen – und lindert das Warte-Martyrium: Erst im Sommer kommt „Zone“ offiziell in unsere Kinos.

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