Ferdinand Dachs hat die Alles-vergessen-Krankheit. Mit seinem Freund Archibald Fuchs geht er auf Abenteuerreise durch den Wald. Fünf Fotos sind alles, was sie haben, um den richtigen Weg zu finden.

Fünf Fotografien: Das ist alles, was Archibald Fuchs und Ferdinand Maulwurf haben, um Mathilde zu finden, die große Liebe des Maulwurfs. Sie ist weg, nach langen glücklichen Ehejahren einfach verschwunden und Ferdinand todunglücklich. Zudem ist er aggressiv, vergesslich, hilflos, dann wieder bezaubernd, energiegeladen und so tolpatschig, wie Archibald ihn kennt und mag. Der Maulwurf hat die Alles-vergessen-Krankheit und will Mathilde finden, bevor ihm seine Welt gänzlich aus dem Bewusstsein gleitet. Seine Autobiografie könnte helfen, aber die hat der Fuchs verkauft: Er ist der Buchhändler im Dorf am Wald.

Diesen durchkämmen die Freunde von Station zu Station, die ihnen die Fotos weisen, auf der Suche nach Mathilde und dem Erinnerungsbuch des Maulwurfs – der allein dazu nicht mehr in der Lage wäre. Denn wenn die Alles-vergessen-Krankheit ihn in Beschlag nimmt, landet er in einer anderen Welt, in der alles zuvor Bekannte fremd ist und Freunde zu Fremden werden.

Ergreifend und mit feinem Humor nimmt Autor Mickaël Brun-Arnaud uns mit in die Welt der Demenz und derer, die lernen müssen, damit zu leben. Den Jüngeren schreibt er ein in bestem Sinne altmodisches Märchen, in dem Murmeltiere ein Café betreiben, eine Pension von einem Huhn geleitet wird und eine Dächsin selbstverständlich Mechanikerin ist. In dem Missgeschicke lustig sein können und die Helden zeigen müssen, was in ihnen steckt, bei einer aussichtslos scheinenden Mission.

Mickaël Brun-Arnaud (Text), Sanoe (Illu.), Julia Süßbrich (Übers.): Erinnerungen des Waldes, Band 1. Woow-Books, 267 Seiten, 18 Euro, ab 8
Mickaël Brun-Arnaud (Text), Sanoe (Illu.), Julia Süßbrich (Übers.): Erinnerungen des Waldes, Band 1. Woow-Books, 267 Seiten, 18 Euro, ab 8 © Woow-Books | Woow-Books

Den Älteren zeigt Brun-Arnaud ungeschönt, was Demenz anrichten kann. Aber vor allem weist er Wege, die Kranken liebe- und würdevoll durch den Wald des Lebens zu begleiten, ohne selbst zu verzweifeln oder die Kraft zu verlieren. Wovon er schreibt, weiß Brun-Arnaud genau, und das ist zu spüren: Einst war er Psychologe, der mit Alzheimer-Patienten gearbeitet hat. Jetzt ist er Buchhändler und hat sein Expertenwissen an Archibald Fuchs weitergegeben.

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Illustratorin Sanoe bettet die Geschichte ein in teils ganzseitige, detailreiche Illustrationen, gehalten in gedeckten, herbstlichen Farben. Sie zeigt eine gute und gütige Tiergemeinschaft in einer idyllischen Welt, die deren Heimsuchungen weder leugnet noch kleinredet, sondern Lösungen zu finden versucht, die allen gerecht werden.

Ein gutes Ende gibt es auch, wobei „gut“ nicht bedeuten muss, zu finden, was man sucht.

P.S. Weiter geht es mit den „Erinnerungen“ ab 14. Februar 2024: Der zweite Band dreht sich um die Tagebücher von Cornelius Fuchs.