Rudolstadt. Insekten und andere Eindringlinge können große Schäden in Lagerräumen von Museen anrichten. Um die Objekte zu schützen, setzt das Landesmuseum Heidecksburg auf eine Kammer mit besonderen Fähigkeiten.

Motten im Teppich, Holzwürmer in Bilderrahmen und Möbeln: Um Sammlungsobjekte von Schädlingen zu befreien, hat das Landesmuseum Heidecksburg als erste Einrichtung in Thüringen eine feuchteregulierende Thermokammer in Betrieb genommen. Die ersten Testläufe seien im Gang, teilte Lars Krauße mit, der für die Depots des Landesmuseums zuständig ist.

Die Kammer mit einer Grundfläche von vier mal drei Metern wurde im neuen Außendepot des Museums in einem Industriegebäude in Bad Blankenburg eingerichtet. Die klimatischen Bedingungen in dem bisher als Magazin genutzten ehemaligen Pferdestall des Schlosses Heidecksburg seien ungünstig für die Objekte gewesen, so Krauße.

Hitze wirkt auf Insekten und Larven

Damit keine Motten, Holzwürmer oder andere Schädlinge ins neue Depot umziehen, will er viele Stücke zuvor einmal in der Thermokammer behandeln. Allein aus dem Marstall sind das 800 bis 900 Gegenstände. Weitere Objekte aus dem Thüringer Landesmuseum sollen folgen, sagte Krauße. Auch für Sammlungsstücke aus anderen Thüringer Museen stehe die Kammer bereit.

Textilien, Papier, Gemälderahmen, Bücher, Möbel - verschiedenste Materialien könnten behandelt werden, erklärte Krauße. Bis zu 24 Stunden dauert die Prozedur, bei der die Temperatur in der Kammer langsam auf bis zu 52 Grad hoch- und anschließend ebenso langsam wieder heruntergeregelt wird. Auch schwere Möbelstücke werden auf diese Weise bis in die kleinste Ritze erwärmt. So wirke die Hitze nicht nur auf Insekten, sondern auch auf Larven, die im Kern des Holzes sitzen, erklärte Krauße.

Damit es gar nicht erst zu einem größeren Befall von Schädlingen kommt, sollten Einrichtungen im Idealfall vorbeugen, sagte Museumsberaterin Juana Künne vom Thüringer Museumsverband. Spezielle Klebe- oder Lichtfallen könnten beispielsweise frühzeitig Hinweise auf einen Befall liefern. Wichtig sei auch, das Haus auf ungewollte Öffnungen zu untersuchen, wie alte Lüftungsrohre oder undichte Türen. Bereits durch einen daumenbreiten Schlitz passe beispielsweise eine Maus hindurch. Museen sollten zudem Mülleimer mit Deckeln verwenden, um nicht ungewollt Nahrungsquellen bereitzuhalten.

Dass es in alten Gemäuern mit undichten Fenstern schwierig sein kann, alle Einfallstore für Insekten zu schließen, weiß Depotverwalter Krauße aus eigenen Erfahrungen. Immer wieder verirrten sich lebende Insekten in den Kästen mit Schmetterlingen und Käfern aus der naturhistorischen Sammlung. Im Gegensatz zu anderen Methoden der Schädlingsbekämpfung - beispielsweise mit Stickstoff - stehe mit der Thermokammer nun ein einfaches und schonendes Verfahren zur Verfügung, sagte Krauße. Da während des Vorgangs permanent die Luftfeuchtigkeit angepasst werde, entstünden keine Schäden wie Spannungsrisse.

Aus Sicht des Museumsverbandes ist die mit Fördergeldern der Thüringer Staatskanzlei eingerichtete Thermokammer ein Gewinn für alle Museen des Landes. Die wenigsten Häuser hätten finanziell und räumlich die Möglichkeit, etwas Vergleichbares anzuschaffen, hieß es. Da die Thermokammer in der Heidecksburg dauerhaft betreut werden, könnten alle von den hier gesammelten Erfahrungen profitieren.