Berlin. Lanz diskutierte mit nur zwei Politikern – aus CDU und AfD. Warum räumte das ZDF der AfD so viel Sendezeit ein? Lanz erklärte selbst.

China und die Ukraine – darüber will Markus Lanz am Mittwochabend sprechen und mit Blick auf seine Gäste verspricht es, eine interessante Sendung zu werde. Denn Lanz hat sich zwei militärische Experten eingeladen. Beide ehemalige Oberste "und trotzdem könnten ihre Positionen unterschiedliche nicht sein".

Die kleine Runde – die Talkshow hat durch die Europa League erst um Mitternacht gestartet – besteht aus CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter und AFD-Politiker Rüdiger Lucassen.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Roderich Kiesewetter, CDU-Politiker und Oberst a.D.
  • Rüdiger Lucassen, AfD-Politiker und Oberst a.D.

Tatsächlich, sitzen dort zwei Pole, wenn es um das außenpolitische Wirken Deutschlands geht. Kiesewetter als Repräsentant einer transatlantischen Zusammenarbeit. Als Kosmopolit gegen die Nationalisten. Lucassen als Vertreter einer strategischen Autonomie Deutschlands. Er halte es beispielsweise für falsch, wenn die USA stellvertretend für Europa in den Ukraine-Krieg eingreifen, den sie "verfolgen andere Interessen als wir."

Das wiederum hält Kiesewetter für völlig falsch. Die USA hätten einen großen Teil dazu beigetragen, dass Europa im aktuellen Krieg bestehen kann. Er glaube, dass ohne ihr Eingreifen "die Ukraine schon zerfallen wäre und der Krieg schon an der Grenze zu Polen stehen würde." Eine enge Abstimmung mit Washington hält er besonders im Hinblick auf das aktuelle chinesische Militärmanöver vor Taiwan für elementar.

"Lanz": Warum ausgerechnet AfD so viel Sendezeit bekommt

So weit, so wenig überraschend die Positionen der beiden Gäste. Warum also ist AfD-Politiker Lucassen ausgerechnet in diese Runde eingeladen? Immerhin bekommt er damit weitaus mehr Sendezeit, als es in einer normalen Folge der Fall gewesen wäre. Die Frage beantwortet Markus Lanz selbst.

"Sie sind uns aufgefallen durch Interviews, die diametral entgegengesetzt sind was ihre Partei doch so macht", erläutert er Lucassen. Von "dieser seltsamen Russlandromantik" und Pro-Putin-Rhetorik habe sich der Politiker immer distanziert. Und: Er habe sich nicht gescheut Putin als Kriegsverbrecher zu bezeichnen. Eine Aussage, die ihn von vielen Fraktionskollegen wie zum Beispiel AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla unterscheidet.

Doch diese Position muss Markus Lanz an diesem Abend aus Lucassen herauskitzeln. "Heute sitzen sie hier und reden ganz anders", sagt der Moderator fassungslos, nachdem der Politiker den Angriffskrieg Russlands durch eine mögliche Provokation ein Stück weit zu legitimieren versucht hatte.

Lanz zu AfD-Position: "Das ist doch eine Schande"

Die Position vieler AfD-Politiker zu Russland und Deutschland lässt den Moderator dabei schier verzweifeln. So stellte der AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt Deutschland wiederholt in russischen Medien als Land dar, das Andersdenkende unterdrückt und verfolgt. "Es gibt keine Demokratie in Deutschland", erklärte er sogar in einem Interview mit einem russischen Radiosender. Seitdem brodelt es in der Partei – und offensichtlich auch in Lanz. "Das ist doch eine Schande", schimpft der Moderator.

Immerhin sitze Schmidt im demokratisch gewählten Bundestag, er "ist der Beleg dafür, dass es Demokratie in Deutschland gibt, weil wir selbst so einen ertragen. Was also sagen Sie dazu Herr Lucassen?" Der bleibt gelassen, lenkt geschickt von sich ab. Er selbst habe zwar kein Verständnis für die Auftritte seines Parteikollegen, allerdings habe sich der Großteil seiner Fraktion eben dafür ausgesprochen, dass jedes Mitglied dort reden dürfe, wo er oder sie es für richtig halte. Auch im russischen Propaganda-Fernsehen. Und er habe sich seine Mitstreiter schließlich "nicht ausgesucht."

Markus Lanz: So liefen die letzten Sendungen

"Markus Lanz": Bei einem Thema fliegen die Fetzen

Kiesewetter nutzte die Chance zum Angriff: "Wie gespalten ist ihre Partei?", hakt der CDU-Politiker, der bei diesem Thema bisher als stummer, kopfschüttelnder Beobachter daneben saß, nach. Sie sei nicht gespalten, sondern pluralistisch, erwidert Lucassen daraufhin. "Und ich bin sehr stolz darauf, Herr Kiesewetter, dass wir nicht nur in unserer Partei, sondern auch in der Fraktion verschiedene Meinungen zulassen."

Ein Verständnis von Pluralismus mit dem Kiesewetter nicht übereinstimmt. "Stolz auf die Beschönigung von Kriegsverbrechen?", fragt er nach. "Eine so bösartige Unterstellung hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut!", ereifert sich der AfDler. Doch trotz seines Appels an Kiesewetter, sich etwas zurückzuhalten, blieb dieser bei seiner Meinung: Es sei kein Pluralismus, die Kriegsverbrechen von Russland an der Ukraine zu verharmlosen.