Berlin. Wie schaffte es Scholz ins Kanzleramt? Und wer steckt hinter dem Regierungschef? Diesen Fragen widmete sich Moderator Markus Lanz.

  • Markus Lanz stellte am Dienstag brisante Fragen über Olaf Scholz
  • Der SPD-Politiker wurde zum neuen Bundeskanzler gewählt
  • Doch welche Rolle spielte Generalsekretär Kevin Kühnert dabei?

Er gilt als nüchtern, durchdacht und pragmatisch – seit gut einer Woche ist Olaf Scholz der neue Bundeskanzler. Doch wer ist der Sozialdemokrat eigentlich wirklich? "Schmerzhaft schüchtern" nannte Lars Haider, Chefredakteur des "Hamburger Abendblatts", den Regierungschef bei "Markus Lanz". Weniger schüchtern diskutierte auch der frischgebackene SPD -Generalsekretär Kevin Kühnert über den Kanzler.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert, Politiker (SPD)
  • Lars Haider, Journalist "Hamburger Abendblatt"
  • Ulrike Herrmann, Journalistin "taz"
  • Veronika Grimm, Ökonomin

Gleich zu Beginn der Sendung verbündeten sich die beiden Journalisten Markus Lanz und Lars Haider gegen SPD-Politiker Kühnert und nannten ihn einstimmig den "härtesten Gegner" des Bundeskanzlers.

Der Ex-Juso-Vorsitzende und Generalsekretär zeigte sich, wie Lanz es kommentierte, "rhetorisch geschickt". Auf die Frage, ob er sich vor Scholz werfen werde, antwortete Kühnert nüchtern. "Selbstverständlich gilt dem meine Solidarität sowie allen anderen auch", sagte Kühnert.

Solidarisch zeigte sich Kühnert auch, als journalistische Erfahrungen mit Olaf Scholz diskutiert wurden. "Wie der Mensch Olaf Scholz tickt, das weiß ich nicht, das ist für unsere Zusammenarbeit aber auch nicht wichtig", so Kühnert.

"Lanz": Scholz hat Angst vor Missverständnissen

Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten waren sich jedoch einig: Ganz so offen scheint der Kanzler auf den ersten Blick nicht. "Im direkten Smalltalkbereich ist Herr Scholz schüchtern", stellte die "taz"-Redakteurin Ulrike Herrmann fest. Auch Lars Haider, der Scholz laut eigenen Angaben bereits mehr als 300 Mal begegnete, nannte den Kanzler "schmerzhaft schüchtern".

Schüchternheit hin oder her – Kühnert kommentierte, dass Scholz grundsätzlich keiner sei "aus dem es heraussprudelt". Vielmehr gehe es dem Regierungschef um "präzise Antworten". Ganz so präzise schätzten die anwesenden Gäste den Bundeskanzler allerdings nicht ein. Das akzentuierte auch Haider, der argumentierte, dass Scholz Angst hätte, falsch verstanden zu werden.

Diese Sorge sei vor allem nach dem Missverständnis rund um eine Aussage zum G20-Gipfel besonders gewachsen. "Er wird jetzt noch vorsichtiger sein", sagte der Chefredakteur. Der einst als "Scholzomat" getaufte Politiker habe sich aber auch weiterentwickelt. "Wenn man das mit seiner Zeit als Generalsekretär vergleicht, ist Olaf Scholz heute fast schon Entertainer", so der Journalist.

Moderator Markus Lanz fand auch gleich den passenden Vergleich. "Ich habe immer das Gefühl, da gibt es den Hauptgehirnstrom, der läuft. Und dann eben noch einen zweiten, der kontrolliert, was der erste macht", beschrieb Lanz fast schon ekstatisch.

"Markus Lanz": Wollte Kühnert die Kanzlerschaft verhindern?

Vielleicht waren es diese beiden Ströme, die Olaf Scholz am Ende dazu verhalfen Bundeskanzler zu werden. Von der Nominierung erfuhr der anwesende SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ohne Vorkenntnis per Konferenzschalte.

Moderator Markus Lanz spielte den Clip aus Kühnerts Dokumentation mit dem NDR und bohrte noch einmal kräftig nach. "Sie haben alles dafür getan, um Kanzler Olaf Scholz zu verhindern", stellte Lanz fest.

Ob Kühnert gegen die Kandidatur gestimmt hätte, wenn er früher darüber informiert worden wäre, wollte der Moderator wissen. "Also ich hätte jetzt nicht dagegen opponiert. Es lag auf der Hand zu diesem Zeitpunkt, dass das passiert", betonte Kühnert.

Kevin Kühnert unzufrieden mit Koalitionsvertrag

Laut Lars Haider scheinen die Wogen zwischen Scholz und Kühnert ein wenig geglättet. "Zwischen den beiden steht es eins zu eins", kommentierte der Journalist. Wichtig sei auch, dass Kühnert gemeinsam mit Parteikollege Lars Klingbeil die Brücke schlagen müsse zwischen der SPD als Partei und der Regierung Scholz.

Brücken schlagen musste vor allem auch die Ampel-Koalition, als es um die Koalitionsverhandlungen ging. Kevin Kühnert machte kein Geheimnis daraus, dass er alles andere zufrieden sei. "Es ist Licht und Schatten in so einer Koalition", sagte Kühnert.

Ganz schön gekämpft habe die SPD demnach mit der FDP. Denn laut Kühnert brauchte diese noch einmal kräftig Nachhilfe im Bereich soziale Wohnbauförderung. Besonders hier hätte sich der SPD-Politiker im Vertrag "deutlich mehr gewünscht und auch erwartet".

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