Berlin. In der Donnerstagsfolge geht es bei „Lanz“ um die Bahn: Wie schlimm ihr Zustand ist und wie viel Ärger bei Sanierungen zu erwarten ist.

Mit der Bahn schnell und günstig von A nach B reisen? In Deutschland oftmals eine Geduldsprobe. Aktuell wird bei der Deutschen Bahn zudem wieder gestreikt. Nach dem ganztägigen Warnstreik vor drei Wochen hat die Gewerkschaft EVG für Freitag zu einem erneuten mehrstündigen, bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Reisende müssen sich im Fern- und Regionalverkehr den ganzen Tag auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen.

Ein guter Aufhänger für Markus Lanz, sich in seiner letzten Sendung der Woche mit der Deutschen Bahn und ihren Problemen zu beschäftigen. Denn trotz stetig steigender Preise im Nah- und Fernverkehr und Streiks nimmt die Pünktlichkeit der Bahn immer weiter ab.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen
  • Helene Bubrowski, Journalistin
  • Christian Böttger, Bahn-Experte
  • Michael Theurer (FDP), Politiker

Deutsche Bahn: Zustand laut Experten "schlimm"

Was also ist bei der Deutschen Bahn schiefgelaufen? Um diese Frage zu klären, hat der Moderator unter anderem Christian Böttger eingeladen. „Das fängt bei der Politik an“, meint der Bahn-Experte. Durch Einsparungen hätte man das Eisenbahnnetz in den letzten Jahren extrem verschlanken und Nebenstrecken einstellen müssen. Gleichzeitig seien die Investitionen in den Schienenverkehr stetig geringer geworden, während die Fahrgastzahlen weiter angestiegen sind. Eine Rechnung, die nicht aufgeht.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Verantwortlich dafür, das in Zukunft alles anders wird, ist unter anderem Michael Theurer (FDP). Der neue Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr ist seit Januar im Einsatz und will die Deutsche Bahn auf Vordermann bringen. Deshalb startete er mit einer „schonungslosen Bestandsaufnahme“ in seinen neuen Posten. Und die war offenbar dringend notwendig: „Wir wussten, dass in der Infrastruktur einiges im Argen liegt“, offenbarte Theurer am Donnerstagabend bei Markus Lanz. „Sanierungsbedarf, Investitionsrückstände, Straße auch, Schiene. Aber dass es so schlimm ist …“

„Lanz“: Bahn so unpünktlich wie nie zuvor

Ein Blick auf die Zahlen bestätigt das Bild: im vergangenen Jahr lag die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr der Bahn bei 65,2 Prozent und damit 10 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau. Oder wie Theurer es ausdrückt: „Die schlechtesten Werte seit eigentlich immer.“ Als Gründe hatte die Bahn die überalterte und knappe Infrastruktur, viele Baustellen und ein rasant wachsendes Verkehrsaufkommen genannt. Genau das wolle man jetzt anpacken, verspricht Theurer.

Lesen Sie mehr: Deutsche Bahn: Zahl der Angriffe auf Mitarbeiter steigt

Umso ernüchternder seine Prognose für die kommenden Jahre: „Bei der Bahn muss leider erst alles viel schlimmer werden, bevor es besser wird“, meint der Politiker. Das liege vor allem daran, dass eine Sanierung am rollenden Rad, also ohne Einschränkungen des Zugverkehrs, mittlerweile immer schwieriger werde. Deshalb müsse man für die Sanierungsarbeiten 45 Strecken bis 2030 für bis zu fünf Monate komplett dichtmachen. Den Anfang soll die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim machen, wo die Züge für die Sanierung im zweiten Halbjahr 2024 stillstehen.

„Ärger ist vorprogrammiert“, heißt es. Allerdings gäbe es keine Alternative zur Sanierung des Netzes. „Und da wird es entscheidend drauf ankommen, damit wir die Kundinnen und Kunden nicht verlieren, dass es einen gut funktionierenden Schienenersatzverkehr gibt und Umleitungsstrecken für den Güterverkehr“, betont Theurer. Zustimmendes Nicken von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der sich zu Beginn der Sendung besorgt über die hohen Energiepreise für die deutsche Industrie geäußert hat: „Wir haben ein unbestreitbares Problem. Das müssen wir wegarbeiten. Also muss man da jetzt durch."

Deutsche Bahn: Die zehn schönsten Zugstrecken in Deutschland

Die Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier gehört zu den schönsten in Deutschland. Nicht nur weil sie kilometerweit an der mäandernden Mosel vorbeifährt, sondern auch wegen der zahlreichen Weinhänge.
Die Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier gehört zu den schönsten in Deutschland. Nicht nur weil sie kilometerweit an der mäandernden Mosel vorbeifährt, sondern auch wegen der zahlreichen Weinhänge. © IMAGO / Shotshop
Ein Blick auf die Stadt Hornberg mit dem Viadukt der Schwarzwaldbahn. Von Offenburg zum Bodensee führt die Strecke durch dichte Kiefernwälder in Baden-Württembergs beliebtester Tourismusregion.
Ein Blick auf die Stadt Hornberg mit dem Viadukt der Schwarzwaldbahn. Von Offenburg zum Bodensee führt die Strecke durch dichte Kiefernwälder in Baden-Württembergs beliebtester Tourismusregion. © IMAGO / Volker Preußer
Die Mittelrheinstrecke verläuft auf der linken Seite des Rheins und verbindet unter anderem Bingen und Koblenz. Die Strecke gehört vor allem auf dem Abschnitt durch das Obere Mittelrheintal zu den malerischsten des Landes. Seit 2002 zählt das Tal zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Mittelrheinstrecke verläuft auf der linken Seite des Rheins und verbindet unter anderem Bingen und Koblenz. Die Strecke gehört vor allem auf dem Abschnitt durch das Obere Mittelrheintal zu den malerischsten des Landes. Seit 2002 zählt das Tal zum UNESCO-Weltkulturerbe. © IMAGO / Panthermedia
Die Bodenseegürtelbahn von Radolfzell nach Lindau zeichnet sich durch eine besonders schöne Uferlandschaft aus. Am Horizont ragen die Alpen in den Himmel.
Die Bodenseegürtelbahn von Radolfzell nach Lindau zeichnet sich durch eine besonders schöne Uferlandschaft aus. Am Horizont ragen die Alpen in den Himmel. © IMAGO / Shotshop
Die Höllentalbahn verläuft durch den Schwarzwald und verbindet Freiburg mit Villingen. Sie ist mit einer Steigung von 400 Metern die steilste Bahn des Landes. Besonderes Highlight: das Ravennaviadukt.
Die Höllentalbahn verläuft durch den Schwarzwald und verbindet Freiburg mit Villingen. Sie ist mit einer Steigung von 400 Metern die steilste Bahn des Landes. Besonderes Highlight: das Ravennaviadukt. © IMAGO / Westend61
Die Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt führt durch das norddeutsche Marschland. Besonders spektakulär ist die elf Kilometer lange Fahrt über den Hindenburgdamm.
Die Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt führt durch das norddeutsche Marschland. Besonders spektakulär ist die elf Kilometer lange Fahrt über den Hindenburgdamm. © dpa
Die Nationalparkbahn in der Sächsischen Schweiz führt von Děčín nach Rumburk. Besonders Bad Schandau ist bei Touristen beliebt. Der Ort liegt idyllisch an der Elbe und am Fuße des Elbsandsteingebirges.
Die Nationalparkbahn in der Sächsischen Schweiz führt von Děčín nach Rumburk. Besonders Bad Schandau ist bei Touristen beliebt. Der Ort liegt idyllisch an der Elbe und am Fuße des Elbsandsteingebirges. © dpa
Der Rasende Roland auf Rügen gehört zwar nicht zur Deutschen Bahn, kann aber auch mit dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Die Dampflok verbindet die schönsten Seebäder der Ostseeinsel.
Der Rasende Roland auf Rügen gehört zwar nicht zur Deutschen Bahn, kann aber auch mit dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Die Dampflok verbindet die schönsten Seebäder der Ostseeinsel. © Stefan Sauer/dpa
Die Elstertalbahn von Gera nach Cheb bietet Reisenden nicht nur eine idyllische Landschaft, sondern auch die mächtige Anzahl von 30 Brücken – darunter die mehrstöckige Elstertalbrücke, die zweitgrößte Ziegelsteinbrücke der Welt.
Die Elstertalbahn von Gera nach Cheb bietet Reisenden nicht nur eine idyllische Landschaft, sondern auch die mächtige Anzahl von 30 Brücken – darunter die mehrstöckige Elstertalbrücke, die zweitgrößte Ziegelsteinbrücke der Welt. © Bodo Schackow/dpa
Die Mittenwaldbahn, auch als Karwendelbahn bekannt, führt am gleichnamigen Ort vorbei durch die bayerischen und Tiroler Alpen. Der Automobilclub ADAC empfiehlt: Wer von Deutschland nach Österreich fährt, sollte am besten auf der rechten Seite sitzen – Aussicht garantiert.
Die Mittenwaldbahn, auch als Karwendelbahn bekannt, führt am gleichnamigen Ort vorbei durch die bayerischen und Tiroler Alpen. Der Automobilclub ADAC empfiehlt: Wer von Deutschland nach Österreich fährt, sollte am besten auf der rechten Seite sitzen – Aussicht garantiert. © IMAGO / All Canada Photos
1/10

In den Sanierungsarbeiten und dem versprochenen Ausbau des Schienennetzes sieht Böttger wiederum ein anderes Problem. „Investitionen in Schiene sind nicht besonders populär“, meint der Experte, denn das bedeute ja auch, dass man sie irgendwo bauen muss. Also: neue Schienen, ja! Aber bitte nicht vor der eigenen Haustür. Als Beispiel führt er die Bahnstrecke Hamburg – Hannover an. Diese sei seit Langem chronisch überlastet, weshalb man seit 30 Jahren hin und her überlege, wie man effizienter agieren könne. Doch: „Dieselben Politiker, die in Berlin einen Ausbau der Schienen fordern, kämpfen dann zu Hause darum, dass die Schienen bitte nicht bei ihnen verlegt werden“, bringt es Böttger auf den Punkt.

Markus Lanz: So liefen die letzten Sendungen