Ulrike Merkel über eine besondere Kulturerbe-Bewerbung.

Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Das wusste schon Friedrich Schiller. Tatsächlich spielt der Homo sapiens Brettspiele, seit er sesshaft ist. Sie sind nicht nur ein wunderbarer Zeitvertreib. Gesellschaftsspiele helfen Kindern wichtige Fähigkeiten zu erlernen, vom Täuschen bis zum strategischen Denken, vom Durchsetzungsvermögen bis zur Teamfähigkeit. Und auch ihr kulturhistorischer Wert dürfe nicht unterschätzt werden, sagt Jens Junge, Leiter des Instituts für Ludologie. Von Altenburg aus initiiert er gerade eine Bewerbung, das Brettspiel zum immateriellen Kulturerbe zu erheben.

Ein solcher Antrag könnte zugleich das Profil Altenburgs als Thüringer Spiele-Zentrum weiter schärfen. Hier wurde Anfang des 19. Jahrhunderts das Skatspiel erfunden, das bereits seit 2017 immaterielles Kulturerbe ist. Hier hat mit ASS Altenburger Deutschlands größter Karten- und Spiele-Produzent seinen Sitz. Hier ist seit Herbst Europas größte Spielesammlung beheimatet. Und hier soll mit der geplanten Spielewelt dem Spiel an sich ein lehrreicher wie unterhaltsamer Erlebnistempel errichtet werden. Da passt die Kulturerbe-Bewerbung bestens ins Konzept.

Zumal sich in Altenburg nach jahrzehntelangem Stillstand Aufbruchstimmung breit macht. Der neue Direktor der Altenburger Museen, Roland Krischke, konnte zig Millionen akquirieren, um das Lindenau-Museum mit seiner einzigartigen Sammlung frühitalienischer Tafelbilder zu sanieren und zu
erweitern.

Nun ist es am Land Thüringen, sich von Jens Junges Idee anstecken zu lassen und die offizielle Brettspiel-Bewerbung ins Rollen zu bringen. Für Altenburg wäre es ein trefflicher Schritt auf seinem Weg zu neuer Ausstrahlung.