Tino Zippel über die Digitalisierung in Thüringen.

Der Wille, Thüringen zum Vorreiter der Digitalisierung zu machen, ist ein begrüßenswertes Ziel. Doch dafür ist zunächst Pionierarbeit vonnöten. Noch lässt sich der Digitalisierungsgrad mit dem Wort Steinzeit am besten beschreiben – jedenfalls im Vergleich zu einem Land wie Estland.

In dem baltischen Staat können Bürger alle Behördengänge online erledigen. In Städten und gar Dörfern erhalten die Nutzer via W-Lan im öffentlichen Raum Zugang zum Internet. Schon Grundschüler lernen das Programmieren, während in Thüringen nicht mal jeder Abiturient in seiner Schulzeit solchen Unterricht genossen hat.

Allein diese drei Beispiele zeigen, wie groß der Rückstand im internationalen Vergleich ist. Da nutzt es nichts, dass sich Thüringen in guter Gesellschaft der anderen Bundesländer befindet – digitale Entwicklungsländer unter sich.

Der Ansatz von Staatssekretärin Valentina Kerst, auf Themen wie künstliche Intelligenz zu setzen, ist richtig, ja geradezu unausweichlich. Viele Branchen kommen nicht mehr ohne Fachleute auf diesem Sektor aus. Doch die Landes­regierung sollte sich auch fragen, ob die Hochschulen im Land ausreichend präpariert sind und die Strahlkraft besitzen, um Talente auf diesem Themengebiet zu locken. Ohne Expertise wird die Digitalisierung scheitern.

Thüringen soll Digitalstimme der Bundesrepublik werden