Auch wenn der Mai zum Wochenende noch mal versucht, die Wogen zu glätten, bleibt er ein eiskalter Spielverderber.

Im Vergleich zum langjährigen Mittel liegt er mehr als zwei Grad unter dem Durchschnitt. Für Leugner des Klimawandels natürlich ein gefundenes Fressen.

Wer „Kalter Mai Klimawandel“ in die Google-Suche tippt, findet gleich auf der erste Seite reichlich krude Vorschläge, die die frostige Vorlage nutzen. Auffällig: Viele der Artikel auf Seiten mit schmissigen Titeln wie „Wo bleibt die globale Erwärmung?“ vermitteln einen Eindruck von Wissenschaftlichkeit. Sie fahren schwere Geschütze auf: Bilder von Autoren im Anzug, Grafiken mit seriösem Mathebuch-Charme und sogar beipflichtende Fußnoten.

Es ist eine der unschönen Phänomene, die das World-Wide-Web mitgebracht hat. Es hat die trügerische „Wahrheit“, lieber dem eigenen Gefühl zu trauen, es ganz sicher etwas besser zu wissen, als „die da oben“ oder „weltfremde Wissenschaftler“ von ihrem ureigenen Ort – der Stammtisch – in ein weniger zwielichtiges Umfeld gezerrt.

Heute findet jeder Klimawandelskeptiker, Impfgegner oder Holocaustleugner eine halbwegs seriös anmutende Seite im Internet, die ihm noch zuverlässiger zustimmt, als der Trinkkumpan vom Nachbarstuhl. Doch sollte die gefühlte Wahrheit lieber da bleiben, wo sie hingehört. An den Stammtischen oder gleich in der Garage, wo sie unter den zurückgestellten Gartenmöbeln erfriert.