Neulich las ich von einer Chefin, die ihren Bewerbern am Sonntag eine SMS schickt. Sie wollte herausfinden, ob die Kandidaten darauf reagieren.

Ihre Argumentation: Freizeit schön und gut, aber für eine kurze Antwort sollte ja Zeit sein.

Klingt plausibel, ist aber mies. Denn letztlich geht es nicht darum, wie lang oder kurz die Frage oder das Anliegen des Vorgesetzten ausfällt. Vor allem wenn dies nicht die Ausnahme sondern die Regel ist. Dann trudelt beinahe jeden Sonntag ein Anruf oder eine Mail mit vielen Ausrufezeichen ein, dann fällt es schwer, die Gedanken mal wirklich ganz von der Arbeit zu lösen. Dabei ist es auch egal, ob es nur um eine vermeintliche Kleinigkeit geht. Klar, in wirklich dringenden Fällen sollte man irgendwie erreichbar sein.

Letztlich hat die dauerhafte Erreichbarkeit ja auch vieles erleichtert. Aber selbst im Privatleben kann sie belastend sein, wenn Freunde, Partner oder Bekannte fest mit einer nahtlosen Antwort rechnen. Unter Jugendlichen ist der Anspruch des Sofortzurückschreiben sogar noch viel ausgeprägter.

Wer also jetzt im Sommerurlaub oder am langen Wochenende mal wirklich abschalten will, dem hilft nur eins: Handy aus und um die Wogen schon im Vorfeld zu glätten, eine versöhnliche Abwesenheitsmitteilung oder Mailboxansprache verfassen. Mit Karibikklängen oder Palmenbild im Hintergrund und auf die Faxnummer oder die voraussichtliche Rückkehr ins Mobilfunkgame verweisen.