Der Lebensmitteleinzelhandel soll am umsatzstärksten Tag des Jahres schließen - das wird kontraproduktiv wirken und ist nicht der einzige Fehler der Politik.

Die Ergebnisse des Bund-Länder-Gipfels zur Corona-Pandemie liegen schwer im Magen. Die Politik führt über Ostern zwei Ruhetage ein, liefert aber nur eine schwammige Erklärung. Wer solche Einschnitte beschließt, muss sofort das Regelwerk vorlegen, damit die Menschen und die Wirtschaft Klarheit haben, was auf sie zukommt.

Überhaupt ist zu ahnen, dass die Maßnahme kontraproduktiv wirkt. Der Gründonnerstag ist gewöhnlich der umsatzstärkste Tag im Lebensmittelhandel. Bleiben die Geschäfte geschlossen, konzentrieren sich alle Einkäufe auf die verbleibenden Tage der Karwoche, was zu noch mehr Andrang und Kontakten führen wird. Trotz beschränkter Kundenzahlen in den Geschäften wird es eng, spätestens in der Warteschlange für einen Einkaufskorb.

Die nun gezogene Notbremse ist die Folge der Öffnungspolitik der vergangenen Wochen. Es war klar, dass bei hohen Ausgangsinzidenzen die Rückkehr in Schulen und Kindergärten zu einem beschleunigten Wachstum der Fallzahlen führt. Entsprechend schnell mussten in vielen Thüringer Landkreisen die Schulen wieder schließen.

Geredet wird viel über Test­strategien, aber die Bundesregierung versäumte nach der vollmundigen Ankündigung, rasch die Voraussetzungen dafür zu schaffen. CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn feiert hingegen, dass neun Prozent der Bevölkerung geimpft seien. Ihm wächst sein Amt mehr und mehr über den Kopf. Zum Vergleich: In Großbritannien haben bereits 41 Prozent der Menschen die Erstimpfung erhalten. In den USA ist zumindest ein Viertel der Bevölkerung geimpft.

Nun soll es der Oster-Lockdown richten. Kontaktarmut senkt freilich die Inzidenz. Zur Wahrheit gehört: Fünf Tage reichen nicht aus, um nachhaltig zu reduzieren. Angesichts der langen Inkubationszeit wären sieben bis zehn Tage notwendig – so viel Konsequenz haben sich die Regierenden nicht getraut.

Ramelow: Corona-Notbremse in Thüringen schon gezogen