Ich kenne einen Mann, der immer, wenn er in der Großstadt war, ein Starbucks-Café aufgesucht hat.

Da nannte er, wie das in diesem Laden üblich ist, seinen Vornamen. Und jedes Mal, wenn das Per­sonal es geschafft hatte, eine neue Verhunzung seines tatsächlich nicht einfachen Vornamens auf den Wegwerfbecher zu kritzeln, nahm er diesen als Andenken mit.

Eine junge Frau, die wiederum mit einem einfachen Vornamen gesegnet ist, hortete aus anderem Grund gebrauchte Starbucks-Einwegpappen. Sie fand die immer wieder anderen Handschriften interessant, mit welchen ihr Namenszug per Filzstift aufgetragen wurde.

In beiden Fällen ist die Sammel­leidenschaft längst eingeschlafen. Denn irgendwann schien es dem je­weilige Umfeld nicht mehr so cool, dass da ohne Not Müll produziert wird. Und Kaffee lässt sich ja am besten mit gutem Gewissen genießen.

An diese Episoden erinnerte mich diese Woche die Debatten über eine Strafsteuer auf Einweg- und ein bundesweites Pfandsystem für Mehrwegbecher, an dem sich auch die großen Kaffeeketten beteiligen sollen. Ob diese Geschichte vom Bundesumweltministerium extra zur Europawahl lanciert wurde, um Mobilisierungseffekte zu erzielen, zumal kein Politiker mehr um den Umweltschutz in all seinen Facetten herum kommt, sei dahin gestellt. Wenn ich aber sehe, wie viele Pfand-Dosen immer teurer werdender Energie- und alkoholischer Getränke herum liegen oder im normalen Müll landen, bin ich mir nicht sicher, dass die Steuer- oder Pfand­keule etwas bringen wird. Der zweifellos notwendige System­wechsel dürfte, wie ich finde, eher mit Anreizen als mit Drohungen klappen und muss von unten kommen.

Ein regionales Beispiel hierfür ist die Bäckerei Höfer aus Neustadt. Dort bekommen Kunden die Kaffeespezialität ihrer Wahl auch in den mitgebrachten Warmhaltebecher gefüllt. Diesen Tipp gab mir am Mittwoch ein Leser aus Pößneck und gestern habe ich das mal getestet. Es lief einwandfrei. Der Muntermacher schmeckt und den Pott gibt‘s für 1,50 – zwanzig Cent günstiger als sonst.

Natürlich gibts solche Modelle längst auch in der Großstadt. Und freilich wird kaum ein Tourist seine Kaffeekanne überall hin mitschleppen. Aber irgendwo muss man ja anfangen, von den jährlich 2,8 Milliarden Kaffee- und Tee-Einwegbechern der Deutschen runter zu kommen.