Neun Parteien und Wählergemeinschaften bei 24 Sitzen im Pößnecker Stadtrat – das klingt zunächst nach Unregierbarkeit. 

Zum Glück für die Stadt haben die Wähler am Sonntag nicht nur jeder zur Wahl an­getretenen Gruppierung eine Chance gegeben, sondern FDP/Freie Wähler eindeutig als Regierungsfraktion definiert. Mehr noch, Bürgermeister Michael Modde wurde – Scheinkandidatur hin oder her – eindrucksvoll der Rücken gestärkt, nach 1576 Kreuzchen vor fünf Jahren wurde er nun mit 2220 Stimmen bedacht, plus 40,8 Prozent also, und das ist eine klare Botschaft, nämlich das sein Kurs als richtig empfunden wird. Diesen wird er wohl auch in den nächsten Jahren mit den bisherigen politischen Partnern gehen wollen – mit der treuen Feuerwehr, mit den Wahlverlierern von der Linken und SPD, mit der gegen jeden Trend zur zweitstärksten Kraft aufgestiegenen CDU. Wem das Stadtoberhaupt in der neuen Kon­stellation am meisten vertraut, wird sich spätestens mit der Wahl seiner Stellvertreter und des Stadtratsvorsitzenden zeigen – erste Gedankenspiele machen ja schon die Runde. Ein Stachel im Fleisch welcher informellen großen Koalition auch immer werden wohl zwei Hinterbank-Fraktionen bleiben: Birso/UBV, die als personell gestärkt betrachtet werden kann, und Grüne/SIP, die vor allem vom Ergebnissprung der Öko-Partei beflügelt sein wird. Ohne bislang irgendetwas für die Stadt geleistet zu haben, ist die AfD drittstärkste Kraft. Wer diese für welchen Zweck in Anspruch nehmen wird, wohin die Partei steuert, werden wir sehen. Auf alle Fälle wird‘s nicht langweilig sein im neuen Pößnecker Stadtrat.

Pößnecker Stadtratswahl: Ein Drittel der Sitze für die Modde-Fraktion