Holger Zaumsegel über Bernhard Seiferts WM-Verzicht.

Der Markt im Leistungssport ist hart umkämpft. Das gilt besonders für jene Athleten, die abseits der reich gefüllten Geldtöpfe des Fußballs um Anerkennung kämpfen. Wer beispielsweise in der Leichtathletik allein vom Sport leben möchte, der muss schon zur absoluten Weltklasse gehören, mitunter Medaillen bei Großereignissen vorweisen können.

Das ist nur den wenigsten vergönnt. Viele betreiben ihre Sportart dennoch mit der gleichen Akribie, der gleichen Leidenschaft und dem gleichen Zeitaufwand. Das Geld für den täglichen Bedarf muss „nebenbei“ verdient werden. Umso wichtiger sind für sie WM-, EM- oder Olympia-Teilnahmen. Die Veranstalter von Einladungs-Wettkämpfen, für die es Antrittsgagen gibt, schauen nämlich genau hin, wen sie ihren Zuschauern präsentieren. Und das Renommee einer Teilnahme bei Welttitelkämpfen kann ausschlaggebend sein, ob man eingeladen wird und Geld verdient, oder ob man zuschauen muss.

Besonders unter diesem Gesichtspunkt ist der freiwillige WM-Verzicht des Thüringer Speerwerfers Bernhard Seifert nicht hoch genug zu bewerten. Selbst eine schlechte WM-Leistung hätte für ihn lukrativ sein können. Die Erklärung durch eine angebliche Verletzung wäre anderen leicht gefallen. Doch so tickt Bernhard Seifert nicht. Er will den vermeintlich Besten, zu denen er sich aktuell selbst nicht zählt, eine Chance geben. Der ehemalige Jenaer ist ein Teamspieler in einer hart umkämpften Einzelsportart – das hat wirklich größten Respekt verdient und ist keine Selbst-verständlichkeit.

Speerwerfer Seifert verzichtet zugunsten von Weber auf WM