Sebastian Helbing über den Fußball in Jena.

Der FC Carl Zeiss Jena ist kein Dorfverein. Er hat Tradition seit 1903 und internationale Erfolge, sogar einen Stern über dem Wappen, der für drei DDR-Meisterschaften steht – und dann das. Fußball ohne Tempo, Ideen und Durchschlagskraft.

Ja, die Spielidee, den Ball so lange in den eigenen Reihen zu halten, bis sich eine Lücke auftut, ist löblich. Doch sie setzt Selbstvertrauen voraus. Die Braunschweiger haben am Dienstag mit einfachen Mitteln gezeigt, wie sich das Spielsystem aushebeln lässt, und so Jena die dritte Pleite im dritten Saisonspiel verpasst. Dass der FCC nicht richtig unter die Räder kam, hat er Torhüter Jo Coppens, der Latte und dem Pfosten zu verdanken. Ein Gegner mit mehr Zielstrebigkeit hätte Jena aus dem Paradies geschossen.

Wer Bälle in Zeitlupe über den Rasen schiebt, muss mit Pfiffen des Publikums rechnen. Ja, die Jenaer Fans gehören zu den ungeduldigen, aber sie stehen wie eine Wand hinter ihrem FCC. Bei schnellen Kombinationen, die im Aus enden, oder einer zu erkennenden Spielidee, die Gegner und Mitspieler überrascht, hätten die Fans applaudierend Trost gespendet. Mit Sicherheit. Wer Eintritt zahlt, will begeistert werden von seinem Team und am liebsten mit ihm gewinnen. Dass die Fans ihren FCC auf Händen tragen, hat der Trainer selbst erlebt. Nun muss er zeigen, dass die von ihm zusammengestellte Elf auch punkten kann. Es ist an der Zeit.