OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch zur Haltung in Zeiten von Corona.

Es gibt eine Episode vom Marktplatz in Gera, die erregt momentan bundesweit Aufmerksamkeit. Eine Auseinandersetzung am Rande einer geplanten Demonstration gegen die Corona-Auflagen, die aus mehreren Gründen Anlass gibt, nachdenklich zu sein.

Filmkameras zeichnen die Trauer eines Rentners auf, der beklagt, dass er wegen der Corona-Auflagen seine demente Frau im Heim nicht aufsuchen kann. Sonst hat er sie jeden Tag besuchen dürfen. Der Senior weint.

Dann brüllt ihn ein Mann von der Seite an, dass das der Rentner alles dem Merkel-Regime zu verdanken habe. Die Sterberate bei Influenza im Winter 2017/2018 sei viel höher, das interessiere aber niemanden. Und heute werde wegen Corona das Leben heruntergefahren. Der alte Mann solle sich doch nicht so veralbern lassen.

Der Rentner entgegnet, man müsse auch vernünftig bleiben. Er findet, die Pandemie soll doch eingedämmt werden.

Man merkt an dieser Szene, wie der berechtigte Hinweis auf eine unerträgliche Situation, in der ein alter Mann seine kranke Frau nicht besuchen kann, verbal in den Hintergrund tritt, weil ein brüllender Corona-Leugner versucht, erfundene Fakten zu verbreiten.

Dass Deutschland mit 8126 Toten, Stand gestern, weltweit zu den Nationen mit der geringsten Opferzahl gehört, liegt ja gerade an den wochenlangen Beschränkungen des Alltagslebens und den Hygieneauflagen. Auch die Behauptung, es habe im Winter 2017/2018 etwa 25.000 Tote gegeben, ist falsch. Die Zahl, die dem Robert-Koch-Institut zugeschrieben wird, ist erfunden. Es handelt sich nämlich um eine unbewiesene, statistische Hochrechnung. Tatsächlich lag die Menge der beim Robert-Koch-Institut nach Laboruntersuchungen, analog zu Corona, gemeldeten Todesfälle bei 1.674. Zudem gibt es gegen Influenza Impfstoffe, gegen Corona derzeit nicht.

Wer brüllt, hat Unrecht! Was die erdrückende Mehrheit der befragten Thüringer von Demonstrationen dieser Art hält, kann man einer Umfrage entnehmen: nichts!