Jörg Riebartsch zur wachsenden Dramatik wegen der Corona-Pandemie. 

Mit dem Versprechen auf Hilfen des Staates für Unternehmen oder dem Aufstocken von Kurzarbeitergeld allein ist es offenbar nicht getan. Deutschland muss auf die Couch, braucht einen leitenden Psychiater oder ein mobiles Einsatzkommando zur Beruhigung von Gemütern.

Der Landkreis Hildburghausen ist zu einer Art Notstandsgebiet geworden, hier explodieren die Infektionsraten förmlich. Sämtliche intensivmedizinischen Notfallbetten sind belegt. Und jetzt? Der Landrat versucht mit einem Herunterfahren des normalen Lebens zu retten, was zu retten ist. Dagegen demonstrieren dann etliche Hundert Menschen unangemeldet. Natürlich ohne Abstand und ohne Maske. Demonstrieren gegen ein tödliches Virus – man kann auch gegen nächtliche Dunkelheit protestieren oder dagegen, dass es im Winter kälter ist als im Sommer.

Wer ein gutes Gedächtnis hat: Im März, in der ersten und harmlosen Welle von Corona, war der Ort Neustadt am Rennsteig einmal für komplette zwei Wochen abgeriegelt worden. Die 900 Einwohner wurden für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt. Insgesamt
49 Menschen hatten sich mit dem Corona-Virus infiziert. Neustadt war thüringenweit der erste Ort, der komplett abgeriegelt werden musste. Es hat geholfen. Neustadt konnte sich so vom Virus wieder befreien. Auch damals gab es vereinzelt Unvernünftige, die das Notwendige nicht einsehen mochten und ausbüxten.

Das erinnert ein wenig an den Alkoholfahrer, der sich gern selbst den Kopf einfahren kann, aber damit auch andere in Gefahr bringt und deshalb Trunkenheitsfahrten tunlichst zu unterlassen hat. In Hildburghausen wurde jetzt in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, die Corona-Teststelle zu blockieren. Das ist mehr als grober Unfug. Angriffe auf die Volksgesundheit dürfen wir nicht zulassen. Die Lage bleibt leider ernst.