Hanno Müller über die Erwartungen an die Warn-App.

Einen Hoffnungsschimmer in Sachen Corona und Apps gibt es schon: An der freiwilligen Corona-Datenspende des Robert-Koch-Institutes (RKI) beteiligen sich Stand Anfang Juni bundesweit bislang eine halbe Millionen registrierte Nutzer mit fast 30 Millionen Datenübermittlungen via Smartphone und Fitnessarmband.

Laut RKI eröffnet dies die Möglichkeit, frühzeitig Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus zu erkennen und die geografische Ausbreitung zu erfassen. Herauslesen lassen sich daraus zudem so beeindruckende Tatsachen wie die, dass etwa bei der durchschnittlichen täglichen Schrittzahl ihrer Bürger der Thüringer Kyffhäuserkreis oder der Landkreis Schmalkalden-Meiningen deutschlandweit absolute Spitzenreiter sind.

Allerdings ist es mit derartig netten Erkenntnissen bei der Corona-Warn-App wohl nicht getan. Auf dem Papier liest sich die Funktion prima: Über permanente Bluetooth-Kontakte machen moderne Handys (alte bleiben außen vor) untereinander klar, wann, wo und wie lange ihre Besitzer einander begegnet sind, um im Falle einer Infektion anonym Alarm zu schlagen.

Würde man dafür die halbe Million freiwilliger RKI-Datenspender als Richtwert zugrunde legen, bliebe das eine mehr als lückenhafte und zufällige Angelegenheit. Selbst mit einer Million Nutzer, über die sich Jens Spahn für den Anfang freuen würde, könnte die App die in sie gesetzten Erwartungen nicht annähernd erfüllen.

Es mag zuversichtlich stimmen, dass ähnliche Programme anderswo bereits im Einsatz sind. Nach deutlich längerer Entwicklung und manchem Streit haben es die Macher hierzulande zwar geschafft, die Datenschützer zu besänftigen. Seinen medizinischen Wert muss das Programm aber erst noch beweisen. Die Freiwilligkeit ist ein großer Vorschuss auf die Vernunft vieler – warum nicht einfach mal daran glauben. Ansonsten kann man sich immer noch damit trösten, dass die Infektionszahlen erst einmal wieder sinken und damit auch die Wahrscheinlichkeit, einem Infizierten zu begegnen.

Thüringer Gesundheitsministerin dämpft Erwartungen an Corona-App