Tino Zippel über die Stolperfallen für Minister – und deren eigentliche Aufgaben.

Die zur EU-Spitze weggelobte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte sich an der Aufgabe verhoben, die marode, stiefmütterlich behandelte Bundeswehr auf Kurs zu bringen.

Im Langzeit­gedächtnis werden die Misere um die Gorch Fock, die mangelhafte Ausrüstung, die peinlichen Ausfälle der Regierungs­flieger und die Affäre um den großzügigen Einsatz von Beratern haften bleiben. Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich bislang nicht als Verteidigungsexpertin hervorgetan. Kein Wunder, dass sich Häme und Spott im Internet über die CDU-Frau ergießen.

Doch ist es überhaupt realistisch, überall Spezialisten an der Spitze zu wissen? Nein! In Thüringen ist das schon den thematisch breit angelegten Ministerien geschuldet. Wer soll Experte für Infrastruktur und Landwirtschaft zugleich sein? Die gelernte Elektromonteurin und Diplom-Gesellschaftswissenschaftlerin Birgit Keller (Die Linke) jedenfalls nicht.

In das Ressort fällt auch das Eisenbahnwesen. Nach ihrem Amtsantritt hatten Bahnexperten in sich ­hinein geschmunzelt, so unsicher und teils unbeholfen wirkte das, was Keller sagte. Sie hat inzwischen gelernt, aber besser hält sie sich auch heute ans Manuskript.

Die Führungskraft ist Moderator und gibt Leitlinien vor

Genauso breit ist das Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz aufgestellt, dem mit Richter Dieter Lauinger (Grüne) zumindest ein Experte für ein Gebiet vorsteht. Am besten passt es bei Finanzministerin Heike Taubert (SPD), die lange als Kämmerin arbeitete. Ihr Haus soll auch die elektronische Verwaltung weiterbringen – als Ingenieurin für Informationstechnik hat sie auch dafür die fachliche Grundlage. Dennoch kommt Thüringen beim ­E-Gouvernment nicht so recht vom Fleck.

Letztlich entscheidet nicht die fachliche Qualifikation. Minister müssen sich schnell in neue Sachverhalte eindenken können, Schwachstellen erkennen und über Parteigrenzen hinweg diplomatische Manager sein. Sie stehen an der Spitze einer trägen Ministerialbürokratie, die oft von politischen Gegnern durchsetzt ist. Die CDU brachte einst viele Parteifreunde unter. Heute installiert Rot-Rot-Grün Stück für Stück eigene Leute. Im Grunde braucht es an den Schaltstellen im Ministerium echte Experten. Die Führungskraft ist Moderator und gibt die Leitlinien vor. Fachliche Eignung hilft, weil nachgeordnete Ebenen weniger ein X für ein U vormachen können.

Fazit: Die Voraussetzungen für Kramp-Karrenbauer sind suboptimal. Die Latte, es besser zu machen, liegt aber nicht so hoch.