OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch zur Frage, weshalb Thüringens Linkspartei nicht zu stoppen ist.

Die Extremen in Thüringen haben es leicht. Linkspartei und AfD beziehen einen gut Teil ihrer Wählerstimmen aus der glühenden Abneigung gegen den anderen. Zu denken, der Linke Bodo Ramelow ließe sich als Ministerpräsident nur dadurch verhindern, dass man den Rechten Björn Höcke wählt, ist politisch einfach gestrickt und war erfolglos. Thüringens parlamentarische Mehrheit ist zwar momentan konservativ. Das kommt aber nicht zum Tragen. Umgekehrt befreit man sich nicht einzig und allein dadurch von den Quälgeistern der AfD, indem man Ramelow wählt.

Das Phänomen Ramelow indes fußt nicht nur auf der von seiner Partei zugespitzten Antipathie gegen die AfD. Der Regierungschef ist auf der Beliebtheitsskala Thüringer Politiker weit davon geeilt. Als gerngesehener Gast jedweder Talkshow gibt er seinen Bürgern das beruhigende Gefühl, dass es Landsleute in Deutschland gibt, die es mit ihrem jeweiligen Regierungschef schlechter getroffen haben.

Nicht nur die beiden Oppositionsparteien CDU und FDP leiden darunter, auch die Koalitionspartner der Linken verschwinden in Ramelows Dampfschwaden. Sollte es im kommenden Frühjahr trotz Corona zu einem neuen Landtag in Erfurt kommen, wird die SPD wohl wieder mal ihr jemals schlechtestes Ergebnis aller Zeiten einfahren. Und ob es die Grünen überhaupt bis dahin schaffen, ist zweifelhaft. Die Partei hat sich aus Panik mittlerweile entschlossen, die Nische der politischen Nische zu besetzen, und vermeldet aus diesem Mauseloch heraus die Einrichtung eines Hamsterschutzzentrums in Buttelstedt als politischen Erfolg.

Ob Bodo Ramelow allerdings wieder eine politische Mehrheit hinter sich bekommt, hängt kurioserweise allein von der FDP ab. Ist deren Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich, Auslöser einer veritablen Regierungskrise, als Spitzenkandidat da dann noch am richtigen Platz?