Jörg Riebartsch über die Kampagne der Thüringer FDP kurz vor der Landtagswahl im Herbst.

Ob die Glatze und die Cowboystiefel noch etwas bewirken können? Etwa zeitgleich zur neuesten Meinungsumfrage für die herbstliche Landtagswahl in Thüringen präsentiert FDP-Spitzenkandidat Thomas Kemmerich die Kampagne seiner Partei, die maßgeblich auf seine Person abzielt. Seine Glatze und seine Leidenschaft für Cowboystiefel werden plakatiert. Ob ihm die Wähler dafür am 27. Oktober den Steigbügel halten, um sich über die Fünf-Prozent-Hürde zu quälen? Wenn nicht, wird es für die Gegner der rot-rot-grünen Landesregierung schwer, selbige aus dem Amt zu jagen.

Die FDP hat es jedenfalls besonders nötig, für sich zu werben. Ihr Spitzenkandidat ist nahezu unbekannt und der Einzug ins Parlament alles andere als gesichert. Ein Selbstläufer wird die Rückkehr der Liberalen nicht. Da können Kemmerichs Stiefel hinmarschieren, wo sie wollen.

Auch andere Träume des bürgerlich-konservativen Lagers blieben die zurückliegenden Jahre unerfüllt. Die rot-rot-grüne Landesregierung hält, der Freistaat wurde nicht ins Chaos gestürzt und selbst Bananen, wie es der Ministerpräsident der Linkspartei, Bodo Ramelow, formulieren würde, sind nach wie vor käuflich zu erwerben.

Jetzt gab es auch noch eine Umfrage, wonach Ramelow, Thüringens beliebtester Landespolitiker, weiter im Amt bleiben könnte. Zwar dümpelt sein Koalitionspartner SPD nicht weit entfernt von der Schwelle der Bedeutungslosigkeit. Dafür sorgen aber die Grünen für großen Schlagschatten, seit sie kraft des Windes ihrer Bundespartei das zu erwartende Ergebnis nahezu verdoppeln konnten - zumindest in den Umfragen.

Persönlichkeit eines Politikers ist wichtig für die Partei

Vor diesen muss sich ein Mann regelmäßig grauen, Mike Mohring. Das ist der Fraktionsvorsitzende der CDU, er gilt als Spitzenkandidat seiner Partei. Sein Negativranking in den Umfragewerten ist beängstigend hoch. Zumindest für die Menschen, die Bodo Ramelow nur eine Amtszeit gönnen.

Dieser zeigt, wie wichtig die Persönlichkeit eines Politikers für die eigene Partei ist. Ramelow ist so beliebt, dass er die sonst grassierende allgemeine Ermattung seiner Linkspartei im Osten gegenwärtig auszubügeln weiß. Da der SPD-Vorsitzende Wolfgang Tiefensee gleich hinter Ramelow auf Platz zwei der Beliebtheitsskala liegt, mag man sich gar nicht ausmalen, wie es um die Sozialdemokraten stünde, wenn es den Mann nicht gäbe. Er trägt übrigens auch Glatze, zumindest ein bisschen. Umgerechnet sind das momentan noch doppelt so viel Stimmen wie die FDP hat.

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