Jörg Riebartsch zur Kunst, aus Corona herauszufinden.

Vögel, die morgens pfeifen, holt abends die Katz’. Wie kommt man nur schrittweise wieder aus den Alltagsbeschränkungen heraus, die uns in Thüringen vor der Corona-Pandemie bewahrt haben?

Offenbar nicht über den Weg der Hauptnachrichten im deutschen Fernsehen, den Ministerpräsident Bodo Ramelow für den kürzesten hielt. Mit der Abschaffung der Allgemeinverfügungen des Landes, wie von ihm für den 6. Juni angekündigt, wird es nun doch erst einmal nichts werden. Der Weg zur vollständigen Wiederherstellung des bis zum Anfang dieses Jahres gewohnten Alltagslebens wird ein längerer. Er führt zunächst einmal über das Kabinett Ramelows. Da steckt schon mal der erste Bremsklotz für den Frühstarter unter den Regierungschefs drin. Thüringen als Land regelt nun doch weiter Abstandsgebot, das Tragen eines Mund-Nasenschutzes und den Infektionsschutz selbst.

Damit sind auch die Drohungen aus dem Nachbarbundesland Bayern hinfällig geworden, gegen die Entwicklungen in Thüringen gegenzusteuern. Eigentlich schade, denn das Publikum in beiden Bundesländern hätte sicher gern erlebt, welche Gegenmaßnahmen Bayern gegen Thüringen ergriffen hätte. Vielleicht wie 1866, als die Bayern für Österreich gegen Ostthüringens jüngere Reußen kämpften, die auf der Seite Preußens standen. Schließlich hat der französische Staatspräsident den Kampf gegen Corona auch als Krieg bezeichnet.

Gezündet wurde gestern auch noch ein weiterer Bremsfallschirm. Der Freistaat verfügt jetzt über einen Corona-Beirat aus Wissenschaftlern. Für die Eindämmung der Pandemie durch die Mediziner, Ökonomen und einen Richter ist es zwar mittlerweile zu spät geworden. Die Gruppe soll die Landes­regierung nun aber beraten, wenn es um weitere Lockerungen der Beschränkungen und der damit verbundenen Folgen geht.

Einen regulären Schulbetrieb wird es übrigens voraussichtlich erst nach den Sommerferien in Thüringen geben. Damit fällt dann der 6. Juni Ramelows in diesem Jahr einfach mal auf den 29. August.