Sibylle Göbel über den Blitzermarathon.

Er bindet enorm viele Kräfte, während die Bilanz doch eher überschaubar ist: Bei vielen Thüringer Polizisten ist der alljährliche Blitzmarathon deshalb in etwa so beliebt wie eine Brexit-Abstimmung im britischen Unterhaus. Oder ein Karnevals-Witz von AKK.

Zwar reißen sich die meisten Bleifüße an diesem einen Tag wirklich am Riemen, was an sich auch schon ein Wert ist. Aber von einer langfristigen Verhaltensänderung kann wohl bei den wenigsten die Rede sein. Ob es angesichts dessen gerechtfertigt ist, alles an Personal und Technik aufzubieten, was die Thüringer Polizei besitzt, während zeitgleich die Arbeit an anderer Stelle liegenbleibt – das sollte einmal ehrlich bilanziert werden. In einigen Bundesländern halten die Innenministerien den Planungs- und Personalaufwand jedenfalls längst für unverhältnismäßig und machen deshalb bei der 24-Stunden-Aktion gar nicht mehr mit.

Was ja nicht gleichbedeutend ist mit: Wir überlassen die Straßen den Rasern. Wenn es wirklich darum geht, gefährlich schnelles Fahren zu unterbinden und die Zahl vor allem schwerer Unfälle zu verringern, dann muss dauerhaft mehr Polizei auf die Straße gebracht werden. Dann muss der Kontrolldruck erhöht, aber auch der Sanktionskatalog überarbeitet werden. Denn erst wenn notorischen Rasern drakonische Strafen drohen, erst wenn sie kräftig löhnen und für lange Zeit auf ihre geliebten PS-Schleudern verzichten müssen, könnte das einen nachhaltigen Effekt auf die Verkehrssicherheit haben.