Jörg Riebartsch zum neu konstituierten Thüringer Landtag.

Das Bild symbolisierte noch einmal die Besonderheit des Ergebnisses der Landtagswahl in Thüringen: Der Alterspräsident, der öffentlichkeitsscheue Karlheinz Frosch von der AfD, schenkt im Präsidium der frisch gewählten Landtagspräsidentin von der Linkspartei, Birgit Keller, einen Strauß bunter Blumen. In einer kurzen, aber klugen Rede macht sie an sich selbst die Besonderheit der Zeitläufe deutlich. Keller lebte 30 Jahre in einem Staat namens Deutsche Demokratische Republik. Nun wird sie, nach 30 Jahren Bundesrepublik, als erste Politikerin der Linkspartei Präsidentin eines demokratischen Parlaments.

Die erste kleine Überraschung, sind die Vorschusslorbeeren, die Keller erhält. 52 Stimmen, mehr als die absolute Mehrheit. Da die FDP öffentlich gegen das Wahlgeheimnis verstoßen und Stimmenthaltung angekündigt hatte, weiß man, die Linke muss Stimmen von der CDU oder AfD erhalten haben.

Mit der erfolgten Einberufung des neuen Parlaments verliert auch Thüringens bisheriger Alpha-Rüde an der Spitze der Regierung, Bodo Ramelow, an Biss. Laut Verfassung ist er nur noch geschäftsführend im Amt. Ob er sich einer Wiederwahl stellt, will gut überlegt sein. Schließlich hat er seine Mehrheit im Parlament verloren. Sein Sieg über den erfolglos abgeschlagenen Welpen Mike Mohring von der CDU bleibt wirkungslos, weil die Bevölkerung seine Koalitionspartner SPD und Grüne wegen Schwäche und Misserfolg aus der Regierung haben wollte.

Nun wäre Ramelow nicht Ramelow, wenn er nicht schon eine Nebelkerze mit Blendwirkung gezündet hätte, um sein geschäftsführendes Verbleiben im Amt zu rechtfertigen: Er werbe dafür, mehr Demokratie zu wagen und weniger nach Parteibuch zu handeln. Auf die Idee ist der Regierungschef aber nur wegen fehlender Mehrheiten gekommen. In der vorhergehenden Legislaturperiode gab es seine Politik nur mit Parteibuch.

Wer Demokratie predigt, muss sie erst einmal selbst beherzigen lernen. Deshalb noch mal ganz in Ruhe: Rot-Rot-Grün ist abgewählt.