Tino Zippel über die Vergabe von Bahnstrecken.

Eisenbahnverkehrsunternehmen kommen nicht zur Ruhe. Bundesländer legen fest, wo welche Nahverkehrs­linien fahren. Diese Netze vergeben sie über eine Ausschreibung in der Regel für zehn bis zwölf Jahre. Der Wettbewerb sollte dafür sorgen, so kostengünstig wie möglich die bestmöglichen Leistungen einzukaufen. So weit die Theorie.

In der Praxis führen die Vergaben zu großem Verwaltungsaufwand und ständiger Betriebsamkeit bei den Unternehmen. Sie dürfen sich nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern müssen regelmäßig neu in den Ring steigen. Die Bedingungen in den Ausschreibungen sind so, wie sie die einzelnen Bundesländer für richtig halten. Mal sind Altfahrzeuge erlaubt, mal nur neue. Die Ausstattungsvorgaben an die Wagen variieren sowieso. Wer nach zwölf Jahren einen Auftrag verliert, hat Fahrzeuge auf dem Hof, die noch einmal genauso lange halten.

Niedersachsen hat deshalb selbst Fahrzeuge gekauft und vermietet sie an die Betreiber. Andere schlagen vor, auch noch einen Personalpool an den Ausschreibungsgewinner zu vermieten. Doch braucht es dann überhaupt noch ein Wettbewerbsverfahren? Es wird Zeit für eine Systemkritik.

Die Erfurter Bahn macht es auf jeden Fall richtig, sich an Elektrozüge zu wagen. Auch in Thüringen wird dieser Markt nach Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Schiene größer.