Fabian Klaus über einen verkorksten Warntag.

Dass dieser Warntag auch in Thüringen vor den Baum gehen würde, war vorher klar.

Vielerorts fehlen die Sirenen, die in der Lage sind, den geforderten Ton über eine Minute abzuspielen. Hunderte Kommentare unter einem Beitrag dieser Zeitung bei Facebook dokumentieren, wo in Thüringen die Menschen nichts mitbekommen hätten, wenn sich tatsächlich eine Katastrophe abspielen würde.

Die nächste Panne: Die eigentlich zuverlässige Warn-App Nina löste eine halbe Stunde zu spät aus. Erst gegen 11.30 Uhr gab es die erste Meldung. Hätten wir über eine echte Katastrophe gesprochen, dann hätte diese Mitteilung viele Menschen womöglich gar nicht mehr erreicht.

Was das zeigt? Immer stärker auf die Digitalisierung zu setzen, das mag in vielen Bereichen funktionieren. Bei der Bevölkerungsinformation für den Ernstfall aber klappt das nicht. Denn Nina löste nur deshalb verspätet aus, weil vorab offenbar nicht klar gewesen ist, von welcher Stelle aus die Meldung verschickt wird, und es dadurch zu gehäuften Auslösungen kam, die dann alle verspätet zugestellt worden – ein Umstand, der übrigens auch in der Hektik eines Ernstfalls nicht unwahrscheinlich ist. Wenn das System solche Häufungen aber nicht aushält, gehört es sofort auf den Prüfstand.

Allein auf die digitalen Informationskanäle zu setzen, das kann nach dem gestrigen Tag ohnehin nicht der Königsweg sein. Die Nachrüstung der Sirenen muss bis in den hintersten Winkel des Landes erfolgen – und zwar schnell, damit im Ernstfall eine effektive Warnung erfolgen kann.

Dass das in den vergangenen Jahren vielerorts konsequent vernachlässigt oder ignoriert wurde, ist das eigentliche Problem.

Ganz nebenbei handelt es sich bei dem Warntag natürlich um die Probe des Ernstfalls. Gut, wenn Erkenntnisse über Verbesserungsmöglichkeiten gewonnen werden – wenn das dazu führt, dass auch tatsächlich Verbesserungen umgesetzt werden, hat der Warntag am Ende doch noch etwas gebracht.