Wer ist schuld an Fan-Krawallen in Jena? Aufklärung auf beiden Seiten gefragt.

Das Verhältnis zwischen Fußballfans und der Polizei ist traditionell ambivalent. Schon zu DDR-Zeiten wurden Oberliga-Partien zu Ventilen, um gegen die Staatsmacht aufzubegehren. Dieses Spielchen hat sich – leider Gottes – in die heutige Zeit gerettet. Auch in Jena.

Die Ultras der „Horda Azzuro“ sind gewollt politisch, verbreiten ihre Botschaften, stehen dazu und treten als Hausmacht auf. Der Capo, der Vorsänger, bekommt schon mal das Stadionmikrofon in die Hand gedrückt, um eine Choreografie gegen den Erzrivalen aus Erfurt zu dirigieren. Das spricht einerseits für die gute Zusammenarbeit zwischen Fans und Verein, birgt aber andererseits eben auch gewisse Risiken. Es ist ein Balanceakt, den die Verantwortlichen in Jena gehen – einer, der ihnen aktuell von Politik und Polizei als Bumerang um die Ohren fliegt. Tenor: Lieber FCC, maßregele deine Fans besser!

Die Argumente der von den Fans gelebten Toleranz stehen dabei im Widerspruch zu Stuhlwürfen auf Schiedsrichter, Innenraumverletzungen und Bierbüchsen gegen Polizeiautos.

Ja, es gab Straftaten einiger Fans beim Marsch aufs Stadion zum Spiel gegen München – aber rechtfertigt das einen Wasserwerfereinsatz am Stadiontor gegen Unbeteiligte? Musste die Polizei mit ihrem Null-Toleranz-Aktionismus nicht damit rechnen, dass sich dann die Fans zur Wehr setzen? Die Stimmung vor diesem alles entscheidenden Spiel war derart aufgeladen, dass es nur eines kleinen Funkens bedurfte, damit die Lage eskaliert. Hier bedarf es Aufklärung – genauso wie beim Kantholzwerfer.

Wer ist schuld an Fan-Krawallen in Jena?