Die Bundesliga hat ein Konzept vorgelegt, mit dem sie den Spielbetrieb trotz der Corona-Pandemie fortsetzen will. Doch ist das derzeit wirklich sinnvoll?

Kennen Sie den Witz, in dem der Autofahrer im Radio die Warnung vor einem Geisterfahrer hört und sagt: „Ein Geisterfahrer? Hunderte!“ So mutet das Agieren der Deutschen Fußball Liga, unter deren Fittichen die erste und zweite Fußball-Bundesliga spielen, an.

„Die Bundesliga steht bereit“, war die Botschaft der Pressekonferenz. Doch die Körpersprache von DFL-Chef Christian Seifert wirkte anders. Insgeheim wird er wissen, auf welch‘ schmalem Grat die Liga wandelt. Ihr droht ein dauerhafter Imageschaden, wenn Millionen Kinder und Jugendliche nicht in die Schule dürfen, Gastronomen ums Überleben kämpfen, aber in den Stadien der Ball rollt. Geisterspiele binden Polizeikräfte im Umfeld, die derzeit wichtigere Aufgaben haben.

Dennoch wertet der DFL-Chef kritische Stimmen als „Missgunst“. Dabei stellt sich die Bundesliga über viele andere Sportarten, die vernünftig für einen Saisonabbruch entschieden haben. Es geht halt um viele Millionen Euro Fernsehgeld.

Taugt das Schreckgespenst der Insolvenz für Bundesliga-Klubs? Wenn Profis, die mehrere Millionen Euro pro Jahr einstreichen, sich während der Krise mit einem normalen Monatsgehalt begnügen, wären viele Klubs auch ohne weitere Spiele gerettet. Der Fußballer sichert zugleich die eigene Zukunft.

Doch stattdessen versucht die DFL, Schönwetter zu machen. Sie spendet Geld in die dritte Liga, die sie sonst am langen Arm verhungern lässt. Oder stellt 500.000 Euro für Corona-Tests bereit. Die Bundesliga kauft sich Wohlgefallen und deutet an, dass Fußballer bei einem Corona-Fall im Team wohl gar keine erstrangigen Kontaktpersonen seien und nicht in Quarantäne müssten. Sagt ein von der DFL engagierter Professor. Zur Erinnerung: Fußball ist ein Kontaktsport. Tritt ein Corona-Fall auf, müssen nicht nur eigene Mitspieler in Quarantäne, sondern auch alle Gegenspieler der vergangenen 14 Tage – gleiche Regeln für alle!

Viele Fans sprechen sich gegen eine Saisonfortsetzung aus. Wann merken Politiker, dass sie diesmal – ausnahmsweise – dem Fußball ein Stopp-Zeichen setzen müssen?