Elmar Otto über eine Studie zu Gewalt bei der Polizei.

Hat Thüringen ein Problem mit Gewalt oder Rassismus bei der Polizei? Diese Frage würde ich mit nein beantworten.

Wenn ich Polizisten erlebe, sind sie hilfsbereit und freundlich. Sie nehmen einen Autounfall auf, sind beim Einbruch zur Stelle oder sichern Demonstrationen ab. Ihr Job ist schwer, belastend und nicht selten gefährlich.

Ich habe bislang keinen Beamten erlebt, der ausfallend war, handgreiflich oder brutal. Aber liegt das vielleicht daran, dass ich phänotypisch dem Durchschnittsdeutschen recht nahe komme? Würden Polizisten mir genauso begegnen, wenn ich schwarz wäre, dunkle Augen und Haare hätte? Diese Frage kann ich nicht beantworten.

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizisten in den USA ist auch in Thüringen eine Debatte über Polizeigewalt entbrannt. Sie reicht von den üblichen Vorurteilen gegenüber Menschen in Uniform bis hin zur absoluten Unschuldsvermutung.

Der sozialdemokratische Innenminister Georg Maier hat sich nach ersten Anfeindungen demonstrativ an die Seite seiner Truppe gestellt, so wie man das von seinem Dienstherrn erwarten darf.

Manche jedoch halten Menschen, die in hierarchischen Strukturen arbeiten, per se für anfälliger, ihre Macht gegen Minderheiten auszuüben. Andere sind obrigkeitsstaatsgläubig und der Überzeugung, dass Polizisten über jeden Zweifel erhaben sind.

Die Wahrheit wird wie so oft in der Mitte liegen.

Deshalb ist es höchste Zeit, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Dass die Linken, die nicht selten durch überzogene Polizeikritik auffallen, jetzt konkrete Vorschläge machen, um eine Studie auf den Weg zu bringen, kann nur begrüßt werden.

Unabhängige Experten, die keine Bezugspunkte zur Thüringer Polizei haben, sollten sich der Sache annehmen. Das Verhalten der Polizisten muss ebenso beleuchtet werden wie das möglicher Betroffener.

Erst wenn das Ergebnis der Studie vorliegt, kann meine Eingangsfrage wirklich beantwortet werden.