Tino Zippel über nötige Maßnahmen in Sachen Coronavirus.

Wer in der Schule gut aufgepasst hat, erinnert sich noch an die folgende Geschichte. Ein König wollte den Erfinder des Schachbrettes auszeichnen. Der wünschte sich ein Korn Reis auf dem ersten Feld und immer die doppelte Anzahl auf dem nächsten. Die Berater des Königs lachten über den aus ihrer Sicht mickrigen Wunsch, mussten dem König aber später gestehen, dass alles Reis auf der Welt nicht reichen würde, um den Wunsch zu erfüllen. Schließlich wären 18 Trillionen Reiskörner notwendig. Die Zahl ist so groß, dass auf die 18 noch weitere 18 Nullen folgen. Umgerechnet sind das etwa 380 Millionen Güterzüge voll Reis. Also sehr viel.

Doch was hat das mit dem Coronavirus zu tun? Sehr viel, denn die Geschichte soll Schülern verdeutlichen, was exponentielles Wachstum bedeutet. Wenn sich ein Virus pandemisch verbreitet wie Corona, nimmt die Zahl der Infizierten auch exponentiell zu. Zwar verdoppelt sich die Zahl der Erkrankten – zum Glück – nicht von Tag zu Tag. Aber jeder Tag des Zögerns wird die Zahl der Erkrankten deutlich erhöhen. Zumal Radikalmaßnahmen erst nach einigen Tagen Wirkung zeigen, weil einige Menschen bereits infiziert sind, aber davon noch nichts spüren und somit erst später in der Statistik auftauchen. Die Fallzahlen werden also noch stark steigen, selbst wenn in Deutschland Ausgangsverbot herrschen würde.

Allerdings haben sich die Politiker noch nicht dazu durchringen können, ein solches zu verhängen. Dabei muss dieser Schritt folgen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Zwar braucht nur ein kleiner Anteil der Infizierten eine intensivmedizinische Therapie, aber bei stark steigenden Fallzahlen ist die Kapazitätsgrenze auch in Deutschland schnell erreicht. Was dann passiert, ist in Italien zu beobachten. Dort erhält nicht jeder schwere Corona-Fall die Maximalversorgung. Teils wird bei der Einlieferung entschieden, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht.

Soweit darf es in Deutschland nicht kommen. Aber dafür braucht es jetzt harte Entscheidungen. Jeder Tag zögern, kostet Menschenleben.