Elmar Otto über den Personalengpass am Krankenhaus Schleiz.

Ein Thüringer Chefarzt verabschiedet sich in den Urlaub – und als Konsequenz werden Teile des Krankenhauses dicht gemacht. Damit das nicht wochenlang andauert, springt ein Chirurg aus Hamburg ein.

Klingt nach einem schlechten Film oder Bananenrepublik, ist aber die Realität am Krankenhaus Schleiz. Fatalerweise betroffen davon: Chirurgie und Notaufnahme.

Über den Notstand in der Notaufnahme wurde am Freitag zumindest der Rettungsdienst informiert. Das Gesundheitsministerium als Aufsichtsbehörde erfuhr davon nach eigenen Angaben erst durch einen Brief des Landrats. Hätte daraufhin Ministerin Heike Werner nicht um Stellungnahme gebeten, wer weiß, wann und ob überhaupt jemals Verstärkung aus der Hansestadt eingetrudelt wäre.

Über die Eigenmächtigkeit, mit der die Verantwortlichen zu Werke gingen, kann man nur den Kopf schütteln. Immerhin besteht die Pflicht zur Behandlung von Notfallpatienten auch bei eingeschränkter personeller Besetzung.

Die Vorkommnisse in Schleiz sind der beste Beleg dafür, wie wichtig eine Facharztquote und entsprechende Kontrollen sind. Aber es stellt sich auch einmal mehr die Frage, ob kleine Standorte, die in ihrem Leistungsspektrum schon eine Weile den Anforderungen kaum noch entsprechen und bestimmte Eingriffe nicht mehr ausführen, in dieser Form aufrechterhalten werden können.

Um mit leistungsfähigen Standorten die medizinische Versorgung sicherzustellen, muss endlich ein schlüssiges Gesamtkonzept her. Tabus darf es nicht geben. Dennoch muss das nicht das Aus kleiner Kliniken bedeuten. Aber möglicherweise sollten sie sich in erster Linie auf ambulante Behandlungen konzentrieren.

Vor allem muss gewährleistet sein, dass Alleingänge wie in Schleiz der Vergangenheit angehören. Ein erster Schritt dahin scheint gemacht. Wie man hört, will die Klinikgeschäftsführung das Ministerium künftig regelmäßig und anlassunabhängig über die Personalsituation informieren.